Supervisions-Sitzung Sylvia Bieber - Berufsausbildung B 5
„Ich will leben! “ (Schuldgefühle)

Der Klient hatte vor 13 Jahren ein längeres Verhältnis mit seiner Schwägerin und leidet noch heute unter starken Schuldgefühlen seinem Bruder gegenüber. In der Innenwelt taucht als erstes der frühe Unfalltod seines anderen Bruders auf, welchen er als Au-genzeuge miterlebt hat. Damals hat er sich vom “unendlichen Leiden” seiner Mutter, wie er sagt, abgeschnitten und damit zu-gleich auch von seinen eigenen Gefühlen. Jetzt endlich kann er dieses Trauma so weit bearbeiten, dass seine innere Mutter ihm verzeiht und seine Gefühle wieder zu ihm zurückkehren. Er spürt, dass er leben möchte und kann mit der neu gewonnenen Kraft jetzt auch eine innere Klärung mit seinem noch lebenden Bruder herbei führen. Nachdem er die Frau, sowie seine tiefen Schuldgefühle nach all den Jahren endlich loslassen kann, erlebt er sich am Ende in der Beziehung zu seiner derzeitigen Partner als kraftvoll und klar. Dieser Zustand bleibt stabil, so berichtet er begeistert im Nachgespräch.

Nach der Tranceinduktion Treppe und Flur auftauchen lassen und dann schildert der Klient:
Kl: Es ist hell und weit, wie Marmor, überall sind Nischen. Ich muss weitergehen, es ist wie ein Labyrinth. Der Flur zweigt ab, hinten rechts. Da ist eine Holztüre, mehr ein Tor mit zwei Flügeln, wie in einer Kirche, oben rund und hoch und breit, helles Holz.


Th: Was willst Du draufschreiben

Türen quietschen einspielen


atmet kaum

Kl: Licht
Th: Bist du bereit, die Türe zu öffnen?
Kl: Die geht wie von alleine auf, einen Spalt weit. Es scheint Licht heraus, wie Sonnenstrahlen. Türe geht nach außen auf. Licht ist neblig.
Ich spüre meinen jüngsten Bruder, der mit zwei Jahren verunglückt ist, als wäre er im Licht. Es ist ein Riesenraum, hoch, wie eine moderne Kirche. Der Boden ist aus Holz, hell. Licht ist wie ein Ring. Ist in der Luft, ca. 4 m hoch. Ich soll da hoch.
Th: Sag’s dem Licht direkt.
Kl: Ich soll durch den Ring.
Th: Wie kannst Du das machen?
Kl: Ich könnte durchfliegen. Ich traue mich nicht.
Th: Was brauchst Du, dass Du Dich traust?
Kl: Ich brauche Vertrauen.
Th: Von woher oder von wem kannst du Vertrauen bekommen?
Kl: Nur aus mir selbst. Aber wie? Ich möchte R. (verunglückter Bruder) fragen. R., wie kann ich Vertrauen bekommen?
Glaube an die Liebe, glaube an dich und an mich. Flieg einfach.
Der Ring ist zu klein. Es wird dunkel. Es wird Nacht. Ich bin
allein. Ich habe Angst. R., wo bist Du?! (ruft laut, weint, ist traurig, hat Angst).
Dann sieht er das Bild von damals, als R. überfahren wird. Der Fahrer hat nichts bemerkt. Er selbst war 5 Jahre alt und hat vom Garten aus alles gesehen. Er kann sich heute als Erwachsener nicht an die Szene bildhaft erinnern.
Ich fühle mich wie tot.
Th: Was hast Du abgeschnitten?
Kl: Das endlose Leiden meiner Mutter.
Th: Hole die Mutter dazu, sag es ihr direkt.
Kl: (Spürt die Mutter wie in einem Plastiksack mit Tränen darin ertränkt). Der Plastiksack wird immer größer.
Mama spürt nichts mehr, ist wie in Trance, Selbstschutz.
Mama, wir sind doch auch noch da.
Ich wünschte, ich wäre tot.
Nein, ich will leben, ich will leben, ich will leben
Der Ring ist wieder da. Wassersack ist weg.


Ich fordere immer wieder zur direkten Ansprache auf.

Aufforderung zur Wiederholung.

Ist von dieser Aussage selbst überrascht.
Bei dieser Beschreibung ist sehr große Ergriffenheit seitens des Klienten zu bemerken. Er ist innerlich am Staunen und mit allen Sinnen am Wahrnehmen


Ich muss durch den Ring.
Ich brauche Vertrauen, Liebe. Ich bin klein wie eine Fliege und schwebe. Ich springe hin und her. Draußen und im Raum. Ich bin nur Geist. Kann überall sein. Das hängt mit dem Vertrauen zusammen. Da gibt´s kein Hindernis. Ich möchte durch den Ring. Habe aber keinen Körper. Ich R. (Er sieht den toten Körper wieder).
Es wird wieder dunkel. Nacht. Möchte Regen spüren, Wasser, ich habe Durst.
Ich spüre, aber ich kann nicht fühlen.
Th: Wie meinst Du das?
Kl: Ich spüre die Kälte, aber ich friere nicht. Ich bin in einem Eisblock. Lebendig eingefroren wie ein Ötzi. Von draußen auch eingefroren. Ich gehe mit dem Geist raus. Ich sehe meinen Körper.
Th: Willst Du das so?
Kl: Nein.
Th: Wie könntest Du das verändern?
Kl: Ich brauche Hilfe. Jemand muss die Tür vom Eisschrank unter dem Ring aufmachen.
Th: Wer kann dir helfen, hast Du eine Idee?
Kl: Ich frage den Ring. Die Mama. Mama!
Sie weiß es. Ich liege im Eisschrank. Mama macht auf, nimmt den Eisblock und legt mich in den großen Raum. Jetzt ist es hell. Der Raum ist zu einer Kugel geworden. Genau im Zentrum hängt der Ring. Er dreht sich. Am Ring ist ein Stein. Ich liege darunter. Vom Stein aus geht ein Lichtstrahl auf den Eisblock. Wie ein Laserstrahl. Das Eis schmilzt. Ich liege da. Die Kugel des Raumes ist wie eine Hülle, wie ein Meer. Wasser ist um die Kugel herum. Es ist eine goldene Kugel, durchsichtiges Gold. Ich spüre, wie mein Atem kommt, das Herz schlägt. Der Ring ist wie der Kern der Kugel und dreht sich. Wie Atome um den Kern rumkreisen, so bewegt sich der Ring. Es ist wunderschön. (Er ist sehr ergriffen von diesem Bild) Der beschützt mich.
Th: Wovor?
Kl: Das hängt mit dem Vertrauen zusammen. Auf meinem Weg. Gibt mir Sicherheit. Ich spüre mich. Ich stehe auf und schwebe zu dem Ring. Fantastisch. Ich bin normal groß. Das Licht geht ständig drum rum. Es ist wie eine Verschmelzung. Gigantisch. Wie in einem Batterieladegerät.
Th: Womit wirst Du aufgeladen?
Kl: Mit Vertrauen und Kraft. Ich drehe mich um mich selbst. Bin voll in der Schwingung drin. Wie inmitten der Erde.


Ich spiele sphärische Musik zum Ankern ein.

Ist überglücklich

Mimik verändert sich

Nachfrage, zu meinem Verständnis


Sagt ihr alles, was er ihr schon lange sagen wollte



Ich gehe wieder raus. Bin noch in der Kugel. Möchte gerne raus. Ich empfinde sie jetzt wie ein Käfig. Sie verwandelt sich jetzt in den Raum wie vorher. Ring und R. sind weg.
Th: Ist deine Mutter noch da?
Kl: Die ist an der Pforte. Freudestrahlend renne ich auf sie zu. Es ist wie heimkommen. Ohne Worte umarmen wir uns. Wie ringelrein, wir tanzen im Kreis. Sie sagt jetzt: D., du musst leben. Lebe!
Th: Willst du leben?
Kl: Ja. Ja ich will leben. Ich lebe! Ich lebe! Ich lebe!
Sie verzeiht mir
Th: Was ist jetzt?
Kl: Ich stehe mit meiner Schwägerin am Grab der Mutter.
Jetzt ist das Bild wieder weg.
Mama hat mir verziehen.
Th: Wo spürst du das?
Kl: Im Herzen.
Th: Wie ist das mit dir selbst? Hast du dir auch verziehen?
Kl: Noch nicht.
Ich fühle mich aber stark. Bin es auch. Bin froh darüber, dass ich erkenne, dass ich das damals beendet habe.
Th: Was hast du beendet damals?
Kl: Das mit der A., meiner Schwägerin.
Th: Sag’s ihr direkt!
Kl: A. ich bin stark. Nicht wie Du glaubst, ich sei schwach. Ich habe damals unsere Beziehung beendet. Das nehme ich jetzt erst richtig wahr - dass ich stark bin.
Th: Wie reagiert sie denn?
Kl: Sie verschwindet.
Th: Wie verschwindet sie?
Kl: Wie ein Lichtstrahl.
Ich bin nicht damit zufrieden.
Th: Sag’s ihr
Kl: A., du hast neulich gesagt, ich sei ein Feigling. Nein, ich bin stark. Suche es in Dir und nicht im Außen. Lass mich endlich los. Ganz laut: Lass mich endlich los. Ich bin stark, dass das klar ist.
Sie löst sich auf und ist mit einem Knall weg. Sie geht ihren Weg.
Ich fühle mich befreit. Ich kann es annehmen, dass es damals so war. Bin stolz, dass ich es von mir aus beendet habe.
Th: Lass auch mal Deinen Bruder auftauchen.
Kl: Der war die ganze Zeit schon da.
Th: Magst Du ihm was sagen?
Kl: W., es tut mir leid. Wirklich.
Er ist da und doch nicht. Verschwommen. Es ist beengend. Mein Brustbereich ist wie eingeschnürt.
Th: Sags direkt! – Er tut es.
Th: Was könnte Dir jetzt helfen?
Kl: Den Kern herholen und mit ihm verschmelzen. (tut es)
Noch mal, W., ich muss dir was sagen.
Er hört mir nicht zu. Er ist verbittert. Er ist so weit weg. Ich gehe zu ihm hin. Nein, ich rufe ihn erst.
D: W., ich muss mit dir reden.
W: Was gibt es denn?
D: Ich muss mit dir reden.

zittert
Aufforderung zur direkten Anrede erfolgt dazwischen immer wieder

Prozessmusik zur Verstärkung

Ist wieder sehr ergriffen. Ich spiele Musik ein zum Ankern, lasse ihm Zeit zu fühlen
Beide treffen sich.
D: Ich habe dich über Jahre angelogen. Es erdrückt mich. Ich habe damals mit A., deiner Frau eine Beziehung gehabt.
W: Du spinnst! Niemals!
D: Doch!
W: Kann nicht sein
D: Doch
W: Stimmt nicht, hau ab!
D: Er ist weg
Th: Ist das o.k.?
Kl: Nein, es ist noch was da. Ich fühle mich unwohl. Vielleicht tut er sich oder anderen etwas an.
Th: Was willst du tun?
Kl: Ich schicke ihm Liebe. Gelbes und oranges Licht. Damit erreiche ich ihn. Es kommt an. Er ist einsam. Er ist eingehüllt. Wie ein Schutz um ihn.
Mir geht es jetzt gut.
Th: Brauchst du noch etwas?
Kl: Meine linke Hand ist so schwer. (Er sagt es ihr direkt.)
Sie fühlt sich an, wie eine Bowlingkugel, die ich ablegen muss.
Th: Dann tu es
Kl: Ich lege dich ab. Verdammt schwer. Ich lege sie liebevoll ab. Die Kugel passt genau dort hin.
Meine linke Hand ist immer noch so schwer. Da ist noch etwas. Ich soll sie schleudern. Ich habe Vertrauen, dass sie richtig ankommt. Schleudere sie weg.
Ich bin mit der Kugel weggeflogen. Durch den Ring geflogen. Bin wieder in dem Raum. Jetzt ist meine linke Hand heiß. (Er soll es ihr wieder direkt sagen.)
Ich bekomme keine Antwort
Ich stehe in der Mitte des Raumes. R. ist da. Er sagt: D., be-wege Deine Finger, Deine Hand.
Ich traue mich nicht.
R: Doch bewege dich, du lebst. Jetzt.
Das fühlt sich gut an. Die Schwere ist weg. Das Blut zirkuliert wieder.
Th: Gehe auf der Zeitschiene nach vorne, in eine Situation, in der Du Dich sehr lebendig spürst, Dich bewegst, mutig bist und Vertrauen fühlst. Lass einfach so eine Situation entstehen.
Kl: Lacht etwas verschämt: Da ist jetzt ein völlig neues Thema. Mit U. Sexualität, Kraft und Power.
Ich fühle mich super.
Th: Gehe zurück in den großen Raum.
Kl: Der ist jetzt hell, wie nach einem Konzert, wenn die Vorstellung zu Ende ist.
Da liegt noch der leere Plastiksack rum.
Ich soll ihn entsorgen.
Th: Wie möchtest du das tun?


Ankern mit „I will always love you”


Feuergeräusch wird eingespielt


Kl: Verbrennen. Jetzt ist er weg, wie nie da gewesen.
Es gibt nichts mehr für ihn dort zu tun. Er geht zum Portal hinaus, das Labyrinth zurück, die Treppe hoch und ist wieder im Hier und Jetzt.
Er fühlt sich befreit.Ca. zwei Wochen nach dieser Session Nachgespräch:
Er fühlt sich nach wie vor sehr gut - powervoll und energisch. Hatte zwar seit der Sitzung keinen Kontakt zu seinem Bruder, aber er fühlt auch kein Herzklopfen oder schlechtes Gewissen mehr, wenn er an ihn oder seine Schwägerin denkt. Immer wenn er Kraft braucht, holt er sich das Bild des Lichtringes aus dem großen Raum.