Praxislizenz Ilona Schließmann
5. Sitzungsbeispiel ,,Ein Toter wird lebendig“ (Klientin 1)

Einleitungstext: Treppe, um nachzuschauen, inwieweit sich das Eingangsbild nach den Sitzungen verändert hat. Zu Beginn ihrer Sitzungen erreichte die Klientin das Treppenende kaum, da sie den Boden unter den Füßen verlor und Teile von sich freischwebend um sich herum wahrnahm.
Th: Vielleicht siehst du eine Tür mit deinem Thema oder mit der Vereinbarung vom Vortag (siehe Sitzung 4). Schau dich einfach um.
Kl: (erstaunt) Ich hab erst eine Treppe gesehen, die war anders als sonst. Mit Bäumen drumherum. (Das Einstiegsbild ist verändert.)
Kl: Aber dann bin ich plötzlich gleich am Feuer von gestern gewesen,
aber das erste starke Gefühl ist schon wieder weg. Das war so und ihre Kleine direkt ansprechend als ob du, Kleine von gestern mich umarmt, dich dann ganz eng an mich geklammert hast und ich dich gehalten hab. Das war ein wahres, starkes Gefühl. Aber jetzt ist es schon wieder weg.
Th: Hm. Wie ist das für dich, dass dieses warme starke Gefühl schon wieder weg ist?
Kl: (enttäuscht) Jetzt ist so ein Normalzustand
(Unbewusst schneidet sich die Klientin immer wieder von ihren Gefühlen ab. Das zeigt, wie heftig die Situationen noch energetisch besetzt sind.)
Th: Ja, spür den mal, den Normalzustand, wie es sich anfühlt, wenn das warme Gefühl weg ist.
Kl: (gelangweilt) Hmmmmmm. Der Normalzustand ist halt so, dass alles so normal irgendwie weitergeht, so normal.
(Halte Klientin absichtlich und provozierend mit dem Gefühl des Normalzustandes in Kontakt. Sie kennt das im Alltag und in der Innenwelt, wobei sich der ,,Normalzustand“ in Form von Müdigkeit und Handlungsunfähigkeit ausdrückt.)
Th: Ja, du kannst ihn ja mal ansprechen, den Normalzustand, oder das Gefühl: Es geht alles normal sooo weiter.
Kl: Nee. Ich möchte eigentlich das andere Gefühl ansprechen.
Th: (aufmunternd) Ja, genau. Dann sprichs mal an. Ja.
Kl: Gefühl von vorhin du warst schön, du warst warm. Du hast mich berührt und ich finde es schade, dass du wieder weg bist.
Th: Ja, genau.
(Spiele aus Geräusche-CD ,,Feuerprasseln“ ein. Im Verlauf der Sitzung vom Vortag, erlebte die Klientin ähnliches Gefühl sehr intensiv am Feuer sitzend mit ihrem ,,Inneren Kind“, dem kindlichen Teil ihres Selbstes.)
Plötzlich schiebt sich ein zweites Bild über das Lagerfeuerbild. Es zeigt eine Situation, in der die Klientin schon einmal in einer früheren Sitzung gewesen war. (Damals fand allerdings keine nachhaltige Strukturveränderung/Bildkippung) statt: )
Klientin sieht sich abermals in der Dämmerung im Treppenhaus unterhalb des Dachbodens stehen. Der Boden unter ihren Füßen ist wackelig. Sie hustet laut und kräftig.
Th: Spür mal, was da im Hals sitzt.
Kl: Irgendwas sitzt da im Hals fest.
Th: (ermunternd) Hm. Kann ja mal als Gestalt oder Form auftauchen, der Husten. Und spür mal, was der mit dem Bild zu tun hat.
Kl: Hm. Ich seh kein klares Bild, Husten. Zeig dich doch noch mal. Warum sitzt du im Hals fest? Irgendwie zieht es mich zu dem alten Herrn Weih, der da wohnt und an der Tür steht.
Im Kontakt mit dem alten Mann, der ziemlich gebrechlich wirkt, nimmt sie plötzlich ihr Inneres Kind, die Kleine wahr, die sich angstvoll an ihrem Bein festklammert.
Kl: (mit Nachdruck) Also ich hab keine Angst vor dir. (abfällig) Du wirkst wie der Papst auf mich.
Sie bleibt in Kontakt.
Kl: (genervt) Ja, gesenkter Kopf, gesenkter Oberkörper. Hast einen Stock bei dir. (sich schüttelnd) Hhhhhhhh.
(Zur Kleinen): Also ich weiß jetzt nicht, warum du vor ihm Angst hast Kleine, aber der Boden vor der Wohnung im Treppenhausflur der ist ganz brüchig, als ob die Treppe gleich ins Bodenlose fällt.
Sie soll sich von der Kleinen eine Situation zeigen, lassen, wo sie Angst hatte, doch die Kleine schaut nur mit verheultem Gesicht aus dem Fenster, dreht sich weg. Der Verstand meldet sich.
Kl: Mein Verstand denkt sich jetzt gleich wieder aus, dass der alte Mann dich irgendwie sexuell belästigt hätte, weil er dich immer so gemocht hat. Alle anderen Kinder hat er immer nur angeschrien, aber du, du warst immer seine Liebe. Dich fand er ganz toll, weil du die Bravste von allen Kindern warst. Du warst immer so knuddelig, so süß. Die Kleine allerdings dreht sich von ihr weg.
(Auf der Gefühlsebene ist kein Kontakt zwischen dem Kind und der Klientin vorhanden). Klientin hustet laut.
Th: Hm. Spür mal. Da ist der Husten. Wie geht es der Großen, wenn die Kleine nicht mit dir reden will, bockig ist?
Kl: Ja, schon wieder kein Gefühl mehr da.
(Sie soll das dem Gefühl direkt sagen. Allerdings geht die Klientin nicht auf den Vorschlag ein, macht ihr eigenes ,,Ding“.)
(Der Hustenreiz meldet sich immer öfter und zwar eindeutig dann, sobald die Kleine auf der Innenweltbildfläche erscheint und die Große (Klientin) ihr keinerlei Beachtung schenkt.)
Während die Kleine allerlei Unfug anstellt, um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, ist die Große amüsiert, sagt nichts dazu.
(Die Klientin kennt ähnliches aus ihrer Kindheit. Ihre eigenen Bedürfnisse wurden viele Jahre (Kinderjahre) aus äußeren Begebenheiten (Krankheit der Mutter) von Mama und Papa nicht gestillt.)
Eine weitere Treppe zum Dachboden wird in der Innenwelt sichtbar, Gemeinsam mit der Kleinen verfrachtet die Klientin den zusehends schwächer werdenden Alten nach oben. Dort treffen sie auf einen Vagabunden, eine Gestalt, die von der Klientin in einer früheren Sitzung erhängt vorgefunden, vom Galgen abgeschnitten und von ihren Fesseln befreit wurde. Seit dieser Zeit vegetiert sie mehr tot als lebendig dahin.
Heute trifft die Klientin diese Innenweltgestalt wieder und auch hier meldet sich der Husten. Sie soll mit ihm in Kontakt gehen (direkte Konfrontation mit dem Energiebild, um Strukturkippung auf energetischer Ebene vorzunehmen)
Kl: Ja du liegst da und machst dich lustig über mich. Ich tangiere das hier alles nicht (Husten meldet sich) aber für dich ist das irgendwie ein Spaß. Du weißt auch mehr als ich über die Situation. Du bist mehr der Outlaw und scheinst ein lebenserfahrener Typ zu sein.
Th: Er soll dir mal zeigen, wo er herkommt, wo seine Lebenserfahrung herkommt. Warum er hier so zusammengeschnürt hockt.
Kl: Du hast mir beim letzten Mal erzählt, dass du damals jemand warst, der lange Zeit weg war und plötzlich wieder da war und hast dich gewundert, warum wir dich nicht kennen.
So als ob du für lange Zeit die Familie verlassen hast, dann wiederkamst und alle haben dich totgeschwiegen.
Der Outlaw macht sich lustig über die Klientin, und amüsiert sich über ihr ,,Spießerdasein“. (Sie verfällt in die Projektion, sieht ihn nicht als einen Teil ihrer eigenen Bilderwelt. )
Kl: Irgendwie ärgert mich das schon ein bisschen. Was hat das mit Spießer zu tun, wenn du hier oben wie eine erhängte Leiche auf dem Dachboden liegst. Anscheinend sollen wir dich erkennen. Das macht mich schon stutzig.
Der Husten meldet sich wieder heftig.
Mittlerweile liegt Herr Weih ebenfalls tot auf dem Dachboden und der Boden unter ihren Füßen ist brüchig.
Schlage vor, die Innenweltfiguren zusammenzubringen und miteinander zu konfrontieren. Den halbtoten Herrn Weih, die Kleine, die recht unbekümmert daher hüpft und den allwissenden Outlaw.
(Während dieser Begegnung wird der Klientin bewusst, dass sie die Kleine nur sehr vage wahrnimmt.)
Der Husten meldet sich sofort wieder. (Spiegele ihr das. Währenddessen wird der ,,Vagabund“ durch sein ,,Wahrgenommenwerden“ zusehends munterer. Die Klientin stellt fest, dass sie wohl als Einzige in ihrer Innenwelt ängstlich und zurückhaltend ist.
Sie soll weiterhin in Kontakt bleiben.
Kl: (ärgerlich) zu den Innenweltfiguren- Ja verarscht ihr micht jetzt?
Ich hab den Eindruck, ich bin in einem ganz anderen Film als ihr.
Ich bin ein bisschen atemlos.
Sie soll den Husten mal als Form oder Gestalt auftauchen lassen.
Er zeigt sich auf Symbolebene als Steinschlag, der aus ihrem Mund quillt. Ein Strom kleiner Steine rieselt in eine Spalte unterhalb des Dachbodens. (Steinschlag/Donner wird zur Unterstützung eingespielt.) Sie soll sich von den Steinen deren Ursprung oder Entstehungssituation zeigen lassen und entdeckt sich auf einer riesigen Steinwand stehend wieder, an der sich Steine lösen.
Th: Ja spür mal, was die Steine, die sich lösen, mit dir zu tun haben.
Th: Und spür mal, was die Gesteinslandschaft, die langsam abgeht, mit deinem Husten zu tun hat. Du kannst sie ja mal fragen, für was sie steht, oder sie soll dir mal zeigen, was sie mit deinem Leben zu tun hat.
(Die Klientin geht nicht auf die Intervention, die Symbolebene zu verlassen und zur Realebene überzuwechseln, ein.)
Kl: Die Steine fangen an zu wackeln, es kommt Wind auf....
(Spiele Gewittergeräusch mit Regen/Donner ein.)
Ein Stein mit wichtigem Inhalt rollt aus der Bildfläche hinaus. Das Bild kippt, die Klientin folgt dem Stein, der sich als Riesenkastanie, gefüllt mit einer zähen, unter Druck stehenden gefährlichen Masse, entpuppt.
Th: Geh mal in Kontakt und spür mal, was diese Masse mit dir zu tun hat. Sprich die mal an.
(Husten kann Ausdruck von Ärger, Wut und Groll bedeuten. Qualitäten, die wir oft als ,,negativ“ bezeichnen. So ,,grollt“ es unbewusst in uns weiter, insofern wir nicht bereit sind, diesen Gefühlen Ausdruck zu verleihen. In diesem Falle ist der Groll auf der Symbolebene in Form einer gefährlichen Masse deutlich sichtbar. Klientin wörtlich: ,,Da muss man aufpassen!“.
Kl: (erstaunt) Ich spür da nix, was das mit mir zu tun hat.
(Augenblicklich nach diesen Worten meldet sich der Husten wieder.)
Sie soll allen Gestalten die blubbernde Masse zeigen.
Kl: What`s that? Ich versteh gar nichts mehr.
Th: Ja spür mal. Der Outlaw scheint Bescheid zu wissen. Der lacht sich eins ins Fäustchen.
Schließlich wird die Klientin in ihrer Innenwelt mit Matsch beworfen. Sie findet das alles gar nicht so schlimm und während sie ihn schmeckt, schmeckt er wie warmer Schokoladenpudding. Richtig gut!
Sie verfällt in einen begeisterten Rausch, die Angst verfliegt, Klientin lutscht genüsslich Schokoladenmatsche. Ab diesem Zeitpunkt ist der Outlaw traurig. Sie geht mit ihm in Kontakt, interessiert sich plötzlich für ihn, widmet ihm ihre ganze Aufmerksamkeit.
Kl: Du bist plötzlich traurig.
Th: Spür mal, woher du dieses Gefühl kennst.
Kl: Wenn ich plötzlich albern werde, etwas mache, dass dann auch ein komisches Gefühl ist.
(Sie kennt dieses Gefühl aus dem Leben – einerseits in Euphorie verfallen und anschließend ganz traurig werden. So, als ob sie sich nach ihren Worten ,,untreu“ wird.)
Kl: Ich lass da irgendwas zurück und grenze das aus.
Th: Ja und spür mal was du da ausgrenzt und zurücklässt.
Sie muss wieder kräftig husten.
(Halte sie in Kontakt mit dem Husten mit der Aufforderung ihn auftauchen zu lassen.)
Klientin nimmt eine große Traurigkeit wahr, die hinter ihr steht und die sie zurückgelassen hat.
Sie soll sich mal umdrehen und nachsehen, was da hinter ihr steht, oder die Traurigkeit soll sich mal zeigen.
Th: Ist die Kleine noch da?
Kl: Ja, aber du (zur Kleinen) hilfst mir auch nicht weiter.
Th: Frag die Kleine mal.
Klientin spürt eine große Unsicherheit und nimmt traurig wahr, dass der Kontakt zu ihrem inneren Kind, der Kleinen (und diesen Kontakt erachte ich als sehr wichtig, da viele Verletzungen aus strategischer konditionierter Erziehung in der Kindheit stammen) fast abgebrochen ist.
Th: Eigentlich finde ich das voll abstoßend, wie ich gerade bin. Dieses Gelache wirkt weil es so selten ist dermaßen überdreht und ich falle gleich wieder zurück. So als ob man, wenn etwas ganz schlimm war, man es für einen Moment vergisst und es einem wie ein Keulenschlag wieder einholt. So wie: Hey, da ist noch was ganz doofes.
Dieses Gefühl nimmt der Klientin die ganze Kraft. Sie fühlt sich total lächerlich.
(Ich lasse sie diesen Glaubenssatz mehrmals wiederholen und nachspüren. Der Satz zieht ihr im wahrsten Sinne des Wortes energetisch die Luft weg. Auch im Außen als Körperausdruck ,,flacher Atem“ deutlich sichtbar.)
Kl: Zum Schluss bin ich nur noch ein Häufchen Elend. Ohne Selbstwert, ohne Rückrat. (Thema)
(Gebe der Klientin Zeit diesem Gefühl nachzuspüren. Sie ist tief berührt, erstmals seit langer Zeit zeigt sich die Traurigkeit in Form von Tränen (Gefühlsebene) in Verbindung mit dem Hustenreiz.
Ermuntere die Klientin und gebe ihr Raum, die Gefühle dasein zu lassen.)
Mache im Anschluss den Vorschlag die Mutter in der Innenwelt auftauchen zu lassen, um ihr die Traurigkeit und den Husten zu zeigen. Klientin kniet in ihrer Innenwelt völlig resigniert und ausgelaugt am Boden während die Mutter am Türrahmen erscheint.
Sie soll mit ihr in Kontakt gehen, sich zeigen in ihrem Dasein.
Kl: Du stehst da voller Härte! Du hast dich nicht gehen lassen, aber ich hab mich gehenlassen. Ich hab mich voll lächerlich gemacht damit.(Konditionierung, Klientin schämt sich ihre Gefühle zu zeigen, sich lächerlich zu machen)
Mutter in der Innenwelt allerdings reagiert anders als erwartet. Sie steigt behende in die Schokoladensoße, leckt sich die Finger ab und schmiert sich zum Erstaunen der Klientin den Schokoladenbrei durch das Gesicht, klatscht sich den Brei auf den Rücken und planscht wie eine Elefantenkuh durch die Brühe.
(Die alte Struktur des Innenweltbildes Mutter hat sich in eine neue Struktur verwandelt.)
Kl: (erstaunt) Ich bin total baff! Was machst du denn da?
(Klientin spürt plötzlich, wie sie körperlich an Kraft gewinnt und sich aufrichtet, nachdem das Innenweltbild Mutter sich energetisch verändert hat. Sie spürt diese Veränderung auch auf der Körperebene.)
Sie soll ihrer Mutter den Husten zeigen.
Kl: ,,Lass es raus!“, sagt die Mutter. (Wiederhole diese Worte einige Male zur Unterstützung, halte Klientin mit ihrer ,,neuen“ Innenweltmutter in Kontakt)
Währenddessen kann die Klientin die positive Veränderung ihrer Mutter kaum fassen. (Nachdem sich die Mutter verändert hat, ist auch die Klientin bereit Kontakt zu ihrem ,,Inneren Kind“ aufzunehmen. Sie tut das aus eigenem Impuls heraus. Wissenswert: Das Innere Kind, oder der kindliche Teil in uns wird überwiegend aus den Erfahrungen in der Kindheit geprägt).
Die Veränderung nimmt die Klientin in ihrem Körper als eine sich wohlig ausbreitende Wärme wahr.
(Wichtig an dieser Stelle wäre Musik zum Ankern des schönen Gefühls gewesen. Ein heftiger Hustenreiz der Klientin macht diese Intervention zunichte.)
Daraufhin reicht die Klientin dem Vagabunden die Hand und zieht ihn zu sich hoch, wobei sie ihn begeistert wie einen Freund, einen ,,coolen unkonventionellen Bruder“ wahrnimmt.
Kl: Ja, das ist schon ein bisschen Verliebtheit dabei, aber mehr so etwas kumpelhaftes. Aus dir strahlt aber auch viel Verletzlichkeit heraus (und hustend hinzufügend) Du bist verletzt worden.
(Er symbolisiert einen Teil ihres Selbst, das verletzt wurde. Indem sie mit ihm in ihrer Innenwelt in Kontakt tritt, ihn ,,Wahr-Nimmt“ kann er sich verändern.)
Schlage vor, der Vagabund soll ihr mal zeigen wo er verletzt wurde, oder fragen, ob das ein größeres Thema ist.
Klientin widmet ihre Aufmerksamkeit lieber der Mutter, was bei dieser Veränderung verständlich ist.
Kl: Ich muss grad lachen, aber meine Mutter wälzt sich immer noch im Schokoladenbad hin und her. Du bist wie abgedreht.
Du brauchst mich auch momentan nicht.
(,,Gebraucht“ wurde die Klientin im realen Leben oft während der Kindheit. Sie musste frühzeitig erwachsen werden, da ihre Mutter lange Zeit unter einer schweren Krankheit litt. Zum damaligen Zeitpunkt war der Vater mit beiden Kindern überfordert, sodass die Kleinen oftmals in die Obhut einer Tante gegeben wurden.
Aus diesen Erlebnissen entstammt das Gefühl der Einsamkeit, welches sich in einigen anderen Sitzungen, gekoppelt mit entsprechenden Bildern, deutlich zeigt.)
Sie wendet sich dem Outlaw zu, hat allerdings Probleme, ihm auf meine Intervention hin, direkt in die Augen zu schauen.
Sie soll Kontakt mit ihm halten, seinem Blick begegnen.
Kl: Ich merk richtig, dass du mich ganz tief anschaust, ganz tief in mich hineinschaust.
Th: Wie ist das, ganz nah bei ihm zu sein?
(ermunternd) Und vertrau deiner Wahrnehmung.
Sie schaut ihm lange und tief in die Augen und bleibt in sich gekehrt.
(Währenddessen Musikstücke aus der CD ,,Songs for the Inner Child“ zum Ankern und für die Klientin Zeit zum Wahrnehmen und Spüren ein).
Kl: Das war ein sehr starkes, warmes und schönes Gefühl und ich hab dich leuchten gesehen. Du warst ganz hell.
Klientin küsst ihren Innenweltvagabunden, der sich plötzlich verändert, zu leuchten beginnt und auch der Verstand meldete sich. Mit dieser Veränderung tat er sich wohl schwer, wollte unterscheiden ob Freund oder Geliebter.
Ermutige Klientin in ihrem Gefühl zu bleiben,.
Kl: (entspannt) Es war wohlig, es war ruhig, es war stärkend.
Th: Ja, genau.
Kl: Wir haben uns gegenseitig Kraft gegeben. (zum Vagabunden) Aber du vor allem mir.
(Klientin hat durch ihre Innenweltarbeit eine fast schon vergessene Qualität wieder neu entdeckt. Der Vagabund repräsentiert ihr diesen Aspekt).
Daraufhin erhebt sich auch die Innenweltmutter aus der Schokoladensoße und findet es schön, dass die beiden (Ihre Tochter und der Outlaw) zueinander gefunden haben, kommt mit hinzu und alle bilden einen Kreis.
Nur die Kleine ist ausgegrenzt. (Kontakt fehlt).
Kl: Irgendwie hast du noch gefehlt als Stütze.
Die Klientin möchte in ihrem ,,Arbeitseifer“ die Sitzung abrunden, da kommt ihr der Verstand in die Quere. Ich mach den Vorschlag, sie soll ihn mit in den Kreis nehmen, damit er sich Notizen machen kann.
Deutlich spürt die Klientin, dass da noch etwas ,,Ungelöstes“ zwischen ihr und der Kleinen steht, dass sie zwar lebendiger geworden, aber noch nicht ganz vertraut ist.
Sie soll in Kontakt mit ihr gehen und sie nach einer Botschaft fragen. Jetzt sitzen der Bruder (Outlaw) und die Klientin der Kleinen gegenüber und die Klientin spürt deutlich, dass das, was da fehlt, zwischen ihr und der Kleinen das Gefühl zu ihr ist. (Sie spricht das offen und ehrlich aus).
Kl: Ja, sowie wenn man manchmal Kinder nicht mag und sich das nicht eingestehen will und trotzdem versucht ihnen was gutes zu tun, aber es kommt nicht von Herzen, es ist anstrengend.
Der Husten meldet sich wieder an dieser Stelle und ich halte die Klientin in der Begegnung mit der Kleinen und dem Vagabunden.
Sie hat das Gefühl der Kleinen untreu zu sein, weil der Vagabund in ihr Leben getreten ist und sie ihm gegenüber tiefe Gefühle empfindet.
Sie soll der Kleinen das gute Gefühl, welches der Vagabund in ihr auslöst, zeigen. Sie folgt der Aufforderung und schlüpft plötzlich in den Bruder hinein.
Kl: Wir sind jetzt praktisch wie Eins. Ich bin als Mensch zu sehen und du bist als weißer Umriss um mich herum. Ich bin in dir drinnen.
Th: Spür mal, wie es sich anfühlt, im Bruder zu sein.
Gefühle kommen plötzlich zum Vorschein, die Klientin ist tief berührt, weint. Auf diese Gefühle hatte sie lange Zeit schon gewartet.
(Spiele sanfte Musik ,,Songs for the Inner Child“ ein).
Kaum will sich die Klientin entspannt zurücklehnen, sieht sie einen komischen hässlichen Vogel in ihrer Innenwelt. Zweifel tauchen auf.
Die Situation ist noch nicht vollständig gekippt.
Kl: Das ist noch nicht so ganz sicher. Ich stell das noch so ein bisschen in Frage, glaube ich. Der hässliche Vogel war wieder ein Dämpfer.
Klientin fühlt sich unter Druck wegen ihrer Selbstzweifel.
Daraufhin lässt sie ihre Zweifel in ihrer Innenwelt auftauchen. Sie erscheinen in Gestalt dreier dunkel gekleideter Gerichtsvollzieher.
Kl: Die haben Zettel: Es gibt nichts Gutes auf der Welt. (Glaubenssatz)
Sie soll mal hinhören, wer diesen Glaubenssatz ,,Es gibt nichts Gutes auf der Welt“ sagt in ihr.
Sie entdeckt einen verborgenen Teil in sich, der ,,alles am Laufen hält“. Eine verbissene Arbeiterin aus der ,,Gründerzeit“ mit Kopftuch und Druckmaschine ackert in einem Untergrundkeller, indem sie eifrig Flugblätter mit der Aufschrift ,,Moral“ druckt. Sie kämpft für Verhaltensregeln und schickt die drei Gerichtsvollzieher. Die sollen alles kaputtmachen.
Entschlossen boykottiert die Klientin die Druckermaschine, bringt diese zum Stillstand.
Kl: Du hast die geballte Energie von allen in dir. Guckst dich so um: (vorwurfsvoll) Was ist denn mit euch los? Ich hab das alles nur für euch gemacht. Ich hab es doch auch für dich gemacht, Mutter.
Ja, was glaubst du denn, für wen ich mich hier abrackere und diese scheiß Flugblätter drucke?
Ich könnt mir auch was besseres vorstellen.
Th: Wie geht’s dir damit, wenn die Arbeiterin sagt, sie hat das alles nur für Mutter gemacht? Sie könnte sich auch was besseres vorstellen.
Kl: Ja einerseits find ich dich echt gut. Du bist groß und stark. Du hast echt Power.
Th: (anerkennend) Die hat schon was.
Kl: Ja, du hast schon was. Du hast viel mehr Kraft als ich. Du bist viel präsenter. Du bist die Präsenteste im ganzen Raum. Nur Schade, dass du deine Energie in diese blöde Druckmaschine gelegt hast.
Sie soll die Arbeiterin fragen, ob die eine Idee hat, was sie mit der Power und Energie noch anfangen könnte.
Kl: Du könntest ein Fest machen.
Die Poweranette ist einverstanden, entwickelt sich zum echten Organisationstalent. Alle fangen an zu arbeiten.
(Spiele Geräusch –Gasthaus- ein). Die Kleine taucht Flugblätter in Farbe und hängt diese als bunte Fähnchen an der Wäscheleine auf.
Anschließend nimmt sie den halbtoten Herrn Weih hoch, klopft ihm resolut den Staub von den Klamotten, gibt ihm links und rechts einen Klaps auf die Wange und setzt ihn in die Ecke.
Klientin ist müde und möchte die Sitzung beenden.
Schlage ihr vor eine Vereinbarung mit allen zu treffen, um an dieser Stelle wieder weiterzuarbeiten, da der Boden unter ihren Füßen immer noch ein Loch aufweist.
Kl: Ich habe so den Eindruck, wir müssen uns alle ein bisschen erholen.
Sie fragt alle Figuren in der Innenwelt und alle sind mit einem neuen Treffen einverstanden. Nur die Arbeiterin schickt alle nach Hause. Sie hat eine spaßvolle Aufgabe gefunden, nämlich Festvorbereitungen zu treffen und sieht gar nicht mehr so verbissen aus.
Klientin stellt froh fest, dass die Arbeiterin echt Power hat und jetzt für sie und für das anstehende Fest ihre Arbeitskraft einsetzt..
Kl: Ja, du arbeitest für uns. Du willst uns was gutes tun, dass wir eine lustige Feier haben.
Th: Wie geht es dir damit, wenn sie jetzt für die Feier arbeitet? Für dich? Damit ihr ne lustige Feier habt?
Kl: Ich bin froh und bewundere dich. Ich find das echt gut wie du das machst.
Spiegele der Klientin, die bereits ziemlich erschöpft ist, dass diese Power eine Qualität in ihr ist. Sie soll das mal Nachspüren und wahrnehmen.
Kl: (zur Powerfrau) Du hast echt was weg!
Th: Nimms mal wahr. Du hast echt was weg!
Wir lachen beide.
Klientin ist erleichtert aber ebenso wie ihre Innenweltfiguren erschöpft. Sie begibt sich in ihrer Innenwelt mit den Figuren ihrer Wahl an einen stimmungsvollen Ort, an dem sie sich wohlfühlt.
Ich lasse sie etwas länger als üblich in ihren Bildern verweilen und lasse ihr die Option offen, den Nachmittag noch im Sessionraum nachzuruhen. ,,Songs of the Inner Child“ begleiten sie dabei.