Praxislizenz Petra Hagendorff
Zusammenfassung
7.und 8. Sitzung
Die Klientin hat keine Schwierigkeiten
mehr, eine Treppe hinunter zugehen. Im Kontext ihres Musters hat hier eine Symmetriebrechung
stattgefunden, die ihr wieder Zugang zu ihrem eigenen Potential und damit zu
ihrer Handlungskompetenz ermöglicht. Sie läuft die Treppe herunter
und erkennt, dass sie vor irgendetwas wegläuft. Sie rennt und rackert sich
ab und fängt an zu weinen
.
Th. Wo läufst du denn hin?
Kl. Spricht flüsternd und schleppend...Ich kann das nicht mehr...
Th. Was kannst du nicht mehr? .Dieses ewige Ak-kern, dieses ewige Rennen und
Tun und nichts passiert?
Kl. Ich will es nicht mehr wissen...
Th. Was willst du nicht wissen?
Kl. Ich will gar nichts mehr wis-sen...zittert...Körperliche Reaktionen
weisen auf energetische (Ent)Ladungen hin. Hier weist das Zittern auf höchste
Anspannung und Ausschüttung von Stresshormonen hin, die die Kl. in dieser
Phase der Sitzung erst einmal blockieren.
Th. Es ist zu viel, nicht?...Ja? Wie fühlst du dich?
Kl. Ich will einfach rennen...und weg, und weg, und weg...
Th. Wovor rennst du weg? Pause...
Kl. Vor allen Fragen...vor allen Antworten...vor al-lem "tun müssen"
...ich will nur einfach da sein...ohne was zu fragen...ohne was zu wis-sen...ohne
was...zu antworten... Spricht schwer hält das Weinen zurück...
Th. Das wird dir alles zuviel, ja? Dieser Druck, kannst du ihn spüren?
Spür das mal! Spür mal die-sen Druck! Hier halte ich die Kl. in diesem
Gefühl, um sie zum Handeln zu bewegen. Es ist eine Pro-vokation des Th.,
der über die Verstärkung des Drucks eine energetische Entladung heraufbe-schwören
und dadurch den*) Kl. in die Situation versetzen will, zu agieren. Es ist aber
auch wichtig zu erkennen, ob diese Provokation ihren Zweck erfüllt oder
ob sie die Handlungsunfähigkeit des Kl. verstärkt, ihn also noch mehr
in die Verhinderung treibt. Hier ist das der Fall. Die Kl. braucht erst mal
das Gefühl, "nichts" tun zu müssen. Wenn sie die Impulse
des Therapeuten schon als Druck empfindet, konterkariert das bei dieser Kl.
den Prozess. Ihr Hinweis darauf war schon in der Aussage zu erkennen, dass sie
vor allen Fragen und "antworten müssen" wegrennt. Natürlich
ist es Richtungspunkt, sie genau dazu zu befähigen, nicht mehr davonzulaufen.
Es geht jedoch erst mal darum, die energetische Realität der Kl. sichtbar
zu machen. Qualität und besonders Effektivität der Synergetik-Therapie
zeigt sich darin, Themen des Kl. über den "Flügel-schlag des
Schmetterlings" herauszuarbeiten, also nicht zu früh in die aktive
Veränderungsarbeit zu gehen. Farbe einlaufen zu lassen ist auch eine gute
Arbeitsweise, Aspekte zu verändern. Ich schicke die Kl. hier auf eine kleine
Fantasiereise und nutze diese Darstellungsebene, um die innere Struktur ihrer
Muster herauszuarbeiten.
Th. Ja, guck mal, da ist...für dich eine Oase, eine Insel...die taucht
jetzt auf...und diese Insel lädt dich ein, einfach mal abzuschalten und
auszuruhen...und da sind ganz viele Leute, die dich bedienen, und wenn du willst,
bist du auch alleine...du kannst bestimmen...Du bist am Meer und machst nur,
was dir gefällt...Meeresrauschen wird eingespielt ...nur du...pflegst dich
...pflegst deinen Körper... und ruhst dich aus und sammelst Kraft...
Kl. Es ist so schön...ich spiele da...Ich spiele mit Sand
Th. Du spielst mit Sand...guck mal, guck dich mal um, bist du alleine oder ist
da noch jemand da?
Kl. Da sind noch welche...
Th. Kannst du erkennen wer das ist?
Kl. Das sind Leute... die da wohnen... Mhm...und alle sind freundlich...
Th. Ja, und was machst du?
Kl. Ich laufe an diesem Strand und ...schaue in das Wasser...bin richtig schön,
leicht...laufe in das Dorf...lächele die Leute an...und nehme mir Sachen
von den Tischen da...
Th. Was für Sachen?
Kl. Tomaten...was zum essen, Wasser...die geben mir das...
Th. Die geben dir was? Ist es jetzt umgedreht? Sonst musstest du immer was geben,
und jetzt sind da Leute, die dir was geben?... Kannst du das geniessen?
Kl. Ja...das Wasser ist warm, die Luft ist so schön...
Th. Ja, geniess es!
. Dann guck doch mal, da in der Ferne...da siehst
du, so einen...dunklen Punkt...der zieht dich magisch an...du gehst weiter am
Strand...und weiter und bist neugierig was das ist...und als du näher kommst...merkst
du...dass da gefeiert wird...dann erkennst du, dass das alles Frauen sind, deine
Freundinnen, deine Schwestern...sie sind ganz eng mit dir verbunden...Musik
wird eingespielt...und neugierig gehst du näher...und sie sehen dich kommen
und strecken dir die Hände entgegen und laden dich ein...mitzumachen...Trommeln
und Gesang wird eingespielt...sie machen ein Ritual, für dich, die haben
extra auf dich gewartet...und guck mal was passiert!...Sag mir mal, was passiert?...
Kl. Die führen mich in einen Kreis. Ja, irgendwie hinter mir schliesst
sich der Kreis ...sie nehmen mich...in diesen Kreis mit rein...und dann kommen
so ganz viele kleine Mädchen... die kommen zu mir...
Th. Viele kleine Mädchen kommen zu dir?
Kl. Ja... immer eine nach der anderen...und die nehmen mich an die Hand...und
geben mir...Küsschen...ist berührt, weint... Jetzt ist die Kl. in
der Lage, zu weinen, vorhin "hielt sie ihr Weinen zurück"! Erste
energetische Entladung findet statt. Über diese Vorgehensweise und mit
"ihren Vorgaben" kann ich den Prozess ganz leise in Gang bringen
und
lächeln...und ich bin, ich weine, weil es so schön ist...
Th. Du weinst, weil es so schön ist?
Kl. Ja...
Th. Wer sind denn diese Mädchen? Kennst du die?
Kl. Kleine Mädchen...die sind so lieb...
Th. Ja, spür das mal...spür mal ihre Liebe...frag sie mal, was für
eine Botschaft sie an dich haben, was sie dir sagen wollen? Auch hier halte
ich die Kl. eine Weile in dem Gefühl.
Kl. Ist am Schluchzen...Was für eine Botschaft habt ihr für mich?...die
nehmen mich an die Hand und führen mich an eine Glasscheibe.....und zeigen
mir...die Kl. stockt
.
Th. Was zeigen sie dir da? Was kannst du da se-hen? Durch diese Glasscheibe?
Kl. Ich sehe ...Mira... (ihre Tochter)
Th. Ja, was macht sie da?
Kl. Die lächelt mich an...die sagt, ich lieb dich, Ma-ma...und die kommt
jetzt mit da rein...
Th. Wo rein kommt sie ?
Kl. Durch die Scheibe.....und die Mädchen nehmen sie auch an die Hand...und
Tanzen...
Th. Bist du auch dabei?
Kl. Ich schau da zu!
Th. Wie fühlst du dich dabei?
Kl. Sehr schön...sehr voll...ich fühle, dass ich dazu gehöre...
Th. Dass du dazugehörst?
Kl. Ja, zu dieser...zu dieser Liebe...zu dieser Frei-heit...
Th. Liebe und Freiheit...da gehörst du hin?
Kl. Ja...Musik wird eingespielt...
Th. Ja, spür das mal...ja...lass alles da sein...ja..
Kl. Schluchzt...die Frauen... stecken den kleinen Mädchen...die sind jetzt
größer...die stecken ihnen die Haare hoch...und geben ihnen schönen
Blumensträuße in die Hand...und alle Mädchen gehen auf das Schiff...die
singen...und wir alle stehen da...wimmert...und... schmeißen Blumen ins
Wasser...weint laut...
Th. Gehen auf das Schiff? Welches Schiff. Wo fahren die hin? Was passiert denn
da?
Kl. Die lachen...sie sind fröhlich...und denen geht es gut...redet langsam
und schwer
Th. Ja...?
Kl. Und wir, wir sind...ich weiss auch, ...dass sie ...gute, gute junge Frauen
sind...und die gehen...auf die andere Insel...um da auch zu tanzen...und auch
kleine Mädchen ...zu haben... Hier passiert Abnabelung und zwar die der
Mutter von ihrer Tochter.
Th. Aha, sind sie jetzt erwachsen geworden?
Kl. Flüstert und weint dabei...die sind erwachsen geworden...und junge
Frauen...
Th. Was macht es mit dir, das die Mädchen und das die Mira weggeht und
ihr eigenes Leben lebt?
Kl. Schluchzt...mein Herz ist voll... von warmer Liebe...da ist Sicherheit...
Th. Willst du Abschied nehmen?
Kl. Aber das ist nicht verabschieden..., nicht wirk-lich
.
Th. Ist es nur ein neuer Abschnitt, etwas anderes?
Kl....eine Linie die zusammen läuft, aber die...frei voneinander macht...
Th. Ihr gehört zusammen, und du lässt sie ihren eigenen Weg gehen,
und du kannst auch deinen eigenen Weg gehen, ist es das?
Kl. Ja,...ich bin bei den Frauen da...schluchzt...und wir haben so viel Blumen
geschmissen...und das Schiff gleitet über das ruhige Wasser...das glitzert...die
werden immer kleiner, immer weiter weg, aber wir sehen die...Ein Schiff ist
das Symbol des Lebensschiffes. Nach dem Muster frühester Mythen fährt
der schlafende Embryo auf dem Urmeer im Uterusschiff schaukelnd durchs Leben.
Auf der Symbolebene versinnbildlicht das Schiff den unbewussten Lebensprozess
der Lebensreise.
Th. Magst du dich verabschieden von ihr, für diesen Lebensabschnitt?
Kl. Ja...Musik wird eingespielt... Mit auditiver Ver-stärkung kann die
Klientin die Situation in ihrer In-nenwelt als reale Welt erleben und dieses
Gefühl im Unterbewusstsein ankern.
Th. Dann mach das...Ich lasse der Kl. hier Zeit sich an das Gefühl zu gewöhnen,
um es zu ankern. Sie verabschiedet sich von Teilen ihrer eigenen inneren Struktur.
Es ist ein Loslassen und Freigeben und dieser Prozess bedarf grösster Beachtung
und Anerkennung. Die neuronale Struktur muss sich hinreichend verändern,
damit tiefere Aspekte erreicht werden können.
Wie geht es dir jetzt?
Kl. Gut...
Th. Was für ein Gefühl hast du? Wie fühlst du dich?
Kl. Ich fühle mich...zufrieden...
Th. Fühlst du dich alleine und verlassen, oder
was?
Kl. Nein...Ich fühle mich verbunden...und voll...und ich gehöre da...ich
gehöre...irgendwie...dazu
ich bin rund...
Th. Ja jetzt mach doch mal was...geh doch mal...zu Mira... geh die doch mal
besuchen...und guck mal was passiert...auf ihrer Insel?
Kl. Sie erwartet mich...sie reicht mir die Hand...sie führt mich...genau
so...in diesen einen Kreis, mit den anderen Mädchen...aber ich fühle
mich ...ganz anders...
Th. Wie fühlst du dich denn?
Kl. Stolz, ganz zufrieden...irgendwie ...sicher...
Th. Sag es ihr mal!
Kl. Ich fühle mich sehr stolz, zufrieden und si-cher...und die umarmt mich
und wir gehen...in den Kreis...wir sitzen nebeneinander...und die anderen Mädchen
tanzen und bringen Blumen...wir halten uns an der Hand...schluchzt...
Th. Guck mal jetzt, was passiert, Mira fragt dich was, wie es dir ergangen ist.
Sie fragt dich was du machst, was du mit deinen Freundinnen unter-nimmst, wie
du zu Hause lebst...guck mal, wie das abläuft, wie es dir dabei geht, und
was sagst du dazu?
Die Mira will alles von dir wissen...guck mal was da
passiert...Dies angelehnt daran, dass es ja ihr Problem ist, das alle Leute
und besonders ihre Tochter sie immer mit Fragen löchert und ihre Intimsphäre
nicht respektiert.
Kl. Mira fragt mich was ich mache, wie ich lebe...ich sage ihr, ich bin zufrieden
und ich bin gesund und ich habe Freude,...ich kann ausruhen...schlafen, ich
tanzen sehr viel...mir geht es gut...
Th. Erzähl ihr doch, wie so ein Tag aussieht in dei-nem Leben...morgens
vom Aufstehen bis ins Bett gehen...sie möchte das wissen...erzähl
mal, wen du triffst, was du isst, was du machst
Hier provoziere ich die
Klientin. Ich will sehen, ob sie ihre eigenen Anteile mobilisiert und wie sie
reagiert, ob sie immer noch weglaufen will.
Kl. Ich stehe ganz normal auf, und geh dann spazieren, lese was, höre Musik...und
bin mit dieser einen Frau zusammen, die mich auf die Insel gebracht hat...und
wir... unterhalten uns über Bäume, über Fische über das
Wetter...wir essen zusammen...schwimmen...und passen auf die anderen Mädchen
auf...bereiten den Abend vor...das machen wir alles in Ruhe und ohne Stress
und wir haben unseren Spass ...und wir lachen und wir singen...das machen wir
..und wenn wir müde vom tanzen sind...dann gehen wir schlafen...
Th. Wie reagiert die Mira denn da drauf, wenn sie das so hört?
Kl. Die guckt mich an,... mit ganz großen Au-gen...und saugt das einfach
ein und findet das ganz schön...
Th. Kannst du das spüren, dass sie es schön fin-det?
Kl. Die ist auch glücklich, ...dass es mir gut geht...die hält mich
bei der Hand...
Th. Guck mal, jetzt fragt dich die Mira etwas, was dir schwer fällt, zu
beantworten, es geht in einen Bereich, den du bisher nur für dich reserviert
hast...was passiert jetzt? Wie läuft das ab? Wie fühlst du dich dabei?
Kl. Ich fühle mich wohl, weil ich sie ...am Kopf streichele, und sage ihr,
dass sie sich keine Sorgen machen muss, so neugierig musst du nicht sein...
und ich mache...ich mache das auch ...weil es mir Spaß macht...und die...guckt
mich an...und ist nicht so ganz zufrieden...und fragt mich, warum ich ihr das
nicht beantworten kann?...Ich möchte dir das nicht sagen, weil ich es für
mich behalten möchte, Mira...und ..wenn Zeit kommt, dann werde ich dir,
vielleicht sagen können und wollen...wie es mir damit geht
vielleicht
auch nicht..!
Th. Wie reagiert sie denn da drauf?
Kl. Die ist ein bisschen...traurig...
Th. Aha, und was macht das mit dir?
Kl. Holt tief Luft: Ich kann sie nicht traurig sehen...
Th. Und jetzt?...Was passiert jetzt, sie will was von dir und du willst ihr
das nicht geben, wie löst ihr das? Wie löst du das? Wie kannst du
ihr das klar machen? Prozessmusik...
Kl. Das ist für mich schwer, ihr das klar zu ma-chen...ich kann nicht ertragen,
dass sie traurig ist...
Th. Fühlst du dich auch ein bisschen erpresst durch ihre Traurigkeit?
Kl. Ja...
Th. Sag es ihr mal!
Kl. Ich fühle mich erpresst durch diese Traurigkeit, durch deine Traurigkeit...und
ich kann das einfach nicht, und ich kann das nicht ertragen, nicht ertragen,
dass du traurig bist...ich werde dir aber erst was sagen, wenn ich dazu breit
bin und nicht, weil du es willst
.
Kl. Mira, will auch in ihrer Traurigkeit nicht nachge-ben...die will es unbedingt
wissen...
Th. Die lässt nicht locker...?
Kl. Nein...und ich kann da... schwer einen Bogen schlagen...
Th. Mach doch mal was, lass doch mal Mira aus deinen Augen schauen, lass doch
Mira in deine Haut schlüpfen und lass sie mal spüren wie es ist, wenn
sie gelöchert wird von jemanden, der etwas für sich behalten möchte,
und guck mal was pas-siert? Über dieses Vorgehen fordere ich den Kl. auf,
mit seinem Bewusstsein in die "andere" Gestalt hineinzugehen und von
dort wahrzunehmen. Hierdurch schaffe ich eine Ebene die es ihr erleichtert,
in die Handlung zu gehen. Sie ist voll in der Integration, weil alle ihre Innenweltpersonen
eigene persönliche Anteile darstellen. Jedes Bild und jede Person entspricht
einem eigenen energetischen Energiemuster und steht mit allem in Verbindung.
Kl. Sie ist ganz zappelig...
Th. Aha, sie möchte etwas nicht sagen und da ist jemand...der immer fordert,
wer ist das denn...
Kl. Ja, ich! Ich fordere sie immer...
Th. Ja, lass sie das mal richtig doll spüren...
Kl. Ja, die zappelt, die läuft mir weg...
Th. Aha, es ist ihr total unangenehm, nicht?
Kl. Ja...Sie sucht andere Dinge als Vorwände...Sie ist nervös.
Th. Aha, ist sie nervös? Sag ihr das direkt: du bist total nervös!
Direkte Anrede ist wichtig. Sie schafft Auseinandersetzung mit Energiemustern.
Kl. Du bist total nervös
warum? Sie sagt, ich will es einfach nicht
sagen, lass es einfach dabei jetzt gut sein, ich möchte es dir jetzt nicht
sagen...es hat nichts mit dir zu tun, nichts mit der Liebe zu dir zu tun, ich
möchte es dir einfach nicht sagen...
Th. Und wie fühlst du dich ich dabei, als jemand der immer pocht und immer
fordert, wie fühlst du dich denn dabei?
Kl. Ah, neugierig zwar, und nicht erfüllt, ich kriege nicht das, was ich
will...und alles andere reicht mir nicht...weil ich jetzt... nur das will...und
sehe gar nicht, wie es ihr dabei geht, ich sehe gar nicht, dass sie da zappelt
und das interessiert mich nicht... ich erschlage sie immer wieder mit dem "sag
es, sag es"...atmet schwer...und die verfällt in sich, und
und
versteckt sich und läuft weg.... und will gar nichts mehr sagen, und dreht
sich ganz um und... lässt mich gar nicht zu
zu sich...
Th. Also passiert jetzt
Trennung, Distanz?
Kl. Ja, und ich sage: "ja gut, wenn du es nicht willst, dann brauchst du
es auch nicht zu sagen und dreh mich auch um und gehe...
Th. Aha, was ist denn jetzt passiert?
Kl. Traurig, fängt an zu Weinen ..ich fühl mich auch eingeengt mit
dieser Fragerei...und leer weil mein Kind nicht da ist, weil ich sie nicht erreichen
kann...es ist eine Entfernung, und wir sind uns ganz fremd. Ich spür so
was wie Misstrauen...
Th. Misstrauen, ja? Das kennst du gut, nicht wahr? Woher kennst du das, dieses
Misstrauen? Lass mal eine Situation auftauchen, wo dieses Misstrauen den Ursprung
hat, dein Misstrauen, Kary? Geh da mal hin zurück, wo das passiert ist,
wo du das Misstrauen zum ersten Mal empfunden hast...
Kl. Da kommt mir so die Situation...atmet schwer
ich hatte so oft darüber
nachgedacht... da, wo ich einem Mann vertraut habe und wo ich meiner Schwester
vertraut habe, und... die haben mich beide angelogen...
Th. Was war das für eine Situation?
Kl. Ich war in der Beziehung mit ihrem jetzigen Ehemann
Th. Geh mal da rein, in diese Situation!
Kl. Die haben mich da belogen...und...atmet schwer...
Th. Was ist passiert, hol die beiden mal her du bist seine Frau, seine Freundin,
seine Partnerin, du hast ihn kennen gelernt, als erste...
Kl. Ja, ich habe ihm von meiner Schwester erzählt, und die hat ihn mal
gesehen und hat sich lustig über ihn gemacht, mit welchen Typen ich zusammen
bin...spricht mit zittriger Stimme, aufgeregt...hat alle mögliche Kommentare
abgegeben...
Th. Welche Kommentare?
Kl. Ah, dass er hässlich aussieht
und wie könnte ich mit so
einem Typen zusammen sein, der ist eine Karikatur und überhaupt, und dass
er zu groß ist. Aber das hat mich gar nicht gestört, ich habe ihr
immer erzählt was wir gemacht haben, und die wollte immer alles wissen...und
ich habe ihr alles auch ins Detail erzählt
Sie hat in dem gleichem
Haus gearbeitet hat, wie er, die haben sich auch öfter mal gesehen. Meine
Schwester war zu der Zeit noch verheiratet und die hatte Probleme in der Ehe
gehabt... Sie befand sich gerade in der Scheidung, ich habe das meinem Freund
auch erzählt...
Th. Mhm, hol die beide mal her - sind sie da? Und erzähl ihnen das mal!
S. direkte Anrede!
Kl. Ich bin noch,...atmet schwer, wird immer aufge-regter
ist, kurz vor
Weinen...ich bin in dieser Si-tuation noch, ich sehe die immer wieder getrennt....
Th. Wen siehst du getrennt?
Kl. Ich, sehe mich wie ich ihm erzähle wie es der Karla geht, welche Probleme
sie hat, und seine Fürsorge und seine Ratschläge...
Th. Wem gilt die Fürsorge?
Kl. Mir, er wollte mich beruhigen. Dass ich mir keine Sorgen mache um sie...Ich
erzähle der Karla wie es mir mit ihm geht, was wir machen und sehe sie,
wie sie sich lustig darüber macht...und dann ist eine Situation, wo ich
mit einer meiner Freundinnen zu ihm gegangen bin, wo er arbeitet, und wir sassen
da und haben Spass gehabt, und in dem Moment fragt er mich, ob ich ihn heiraten
würde...und ich wollte ja nie heiraten, und ich habe gesagt, nein ich würde
ihn nicht heiraten, ich würde keinen Mann heiraten und wir können
so zusammen sein, und dann ist er raus gegangen, weil er etwas erledigen musste...
Th. Wie hast du dich denn gefühlt in diesem Mo-ment, als er dir den Heiratsantrag
gemacht hat?
Kl. Ich habe mich wohl gefühlt
Th. Ja, sag ihm das mal!
Kl. ...ich habe mich geschmeichelt gefühlt.. und auch richtig wohl, und
ich habe mich als die einzige Frau für dich gefühlt, das hat mich
auch irgendwie stolz gemacht, ich war mir sicher, dass ich dir viel Wert bin...und
dann bin ich raus gegangen, weil ich auf Toilette musste und vor der Toilette
stehen meine Schwester und der Mann und die küssen sich...
Th. Kurz nach dem er dich gefragt hat, ob du ihn heiraten willst?
Kl. Ja, direkt danach...
Th. Direkt danach?
Kl. Direkt danach...
Th. Puuh, was hat das mit dir gemacht, Kary?
Kl. Ich habe die angeguckt...ich konnte es nicht glauben...und die beiden gehen
auseinan-der,...schluchzt... und dann sagen die beiden: das ist nicht so, wie
es aussieht, das ist nicht so, ich erkläre es dir...unterdrückt das
Weinen... und dann bin ich auf Toilette gegangen, habe mich da eingesperrt,
bin dann raus...und meine Schwester wollte mich aufhalten, mir erklären...ich
habe sie weggeschupst und bin zurück in diesen Laden gegangen weil da meine
Freundin war...ich habe da eine Flasche Cognac getrunken und ich habe sie ganz
leer getrunken und habe dann denn ganzen Laden demoliert...kriegt kaum Luft,
erstickt fast in ihrem Weinen...habe alles klein geschlagen, und ich konnte
meine Schwester gar nicht ertragen...
Th. Ja, sag es ihr mal! Die Kl. ist schon mitten im Prozess. Es ist wichtig,
sie immer wieder in die direkte Anrede zu bringen, da sie sonst "über"
die Situation erzählt, sie also im Ratio bleibt. Das ist der Effekt in
den klassischen Therapien, wo "drüber weg" geredet wird. In der
Synergetik geht es darum, den Klienten ins Gefühl, ins Erleben zu bringen.
Aus dieser Perspektive heraus wird sichtbar, dass die Art und Weise, wie unser
Leben passiert, eng verbunden ist mit dem, was wir denken und fühlen.
Kl. Ich konnte dich dann gar nicht ertragen, ich konnte auch den Mann nicht
mehr ertragen...
Th. Wie heisst denn der Mann?
Kl. Zacharias...kurz danach haben die dann gehei-ratet...
Th. Kurz danach haben die geheiratet? Was macht das denn mir dir? Verletzt dich
das nicht, Kary?
Kl. Ja, sehr! Und wenn, wenn die ehrlich gewesen wären...ich habe es der
Karla immer wieder nachher gesagt, hättest du es mir gesagt, dann hätte
ich es gewusst, aber so zu tun...und von ihm auch...und die beiden wussten wie
es mir geht...der Zacharias wusste, wie viel Sorgen ich mir um die Karla mache,
und Karla wusste wie lieb ich den Mann habe...und dann gehen sie zusammen und
machen sich lustig und haben ihren Spass...und ich stehe da...ich vertraue den
beiden...erzähle alles meiner Schwester ...und dann kriege ich mit, dass
die schon eine ganze Weile mit ihm zusammen ist
Die Klientin gerät
immer wieder ins "Drüber" erzählen. Sie kommt mit den Phasendifferenzen
in ihrem Bewusstsein nicht zurecht. Ich muss sie dauernd in die Konfrontation
bringen und im direkten Kontakt halten, um sie in die Lage zu versetzen, ihr
Interpretationsmuster zu verändern.
Th. Da bricht doch eine Welt zusammen, oder?
Kl. Oh, ich habe mich so geschämt danach...weint...
Th. Ja, das tut ganz schön weh!
Kl. Mein Papa hat gefragt, was ist?...meine Mama auch...weil ich war dann ...total
betrunken nach Hause gekommen bin...und ich habe ihnen das genau so gesagt wie
es war...und die kannten den Zacharias als meinen Freund, ich habe ihn meinen
Eltern als meinen Freund vorgestellt...und mein Papa konnte das nicht glauben...
Th. Was konnte er nicht glauben?
Kl. Das der Zacharias so ein Schwein ist...
Th. Hat er dann zu dir gehalten, dein Papa?
Kl. Mein Papa hat...zu mir gesagt und zu Karla: "wäre ich an eurer
Stelle, ich würde ihn fallen las-sen!"...und meine Mama hat zu mir
gesagt: " du bist auch meine Tochter wie Karla auch, und du bist auch eine
Frau,...wenn es dir an diesem Mann liegt, dann kämpfe!"...und ich
habe darüber gelacht und gesagt, für so ein Schwein kämpfe ich
nicht...das ist kein Mann, der hat keinen Charakter...
Th. Sag ihm das mal direkt, hol ihn mal her...
Kl. Du bist kein Mann, du hast keinen Charakter, du bist einfach nur ein Schwein!
...Und später, als Karla und er geheiratet haben...da wohnten sie mit uns
in einer Wohnung...und jeden Morgen war ich die letzte, die aus dem Haus gegangen
ist...weil ich studiert habe, und ich habe lange geschlafen und ich war froh,
wenn alle weg waren...und dann bin ich eines morgens aufgestanden, habe mich
ge-duscht und wollte mich schminken und fertig ma-chen und war überrascht,
dass da der Zacharias vor mir stand...der war zu Hause geblieben...und er wollte
mit mir schlafen...und ich sagte "wenn du noch einen Schritt machst, und...hacke
ich dir dei-nen Schwanz ab...er sagte: "Ich schlafe jetzt mit dir, weil
mit Karla nichts läuft, sie ist nicht gut im Bett...du bist die bessere...dann
habe ich ihn ange-spuckt und war so angeekelt...ich wäre in der Lage gewesen
ihn umzubringen, wenn er einen Schritt gemacht hätte...der ist doch total
bescheuert...und ich, ich habe ihn seit dem noch mehr gehasst...
Th. Sag es ihm, sag es ihm...
Kl. Ich habe dich noch mehr gehasst, und du bist für mich ein Nichts, eine
Null...Die Kl. wird lauter, kommt ins Schreien.
Th. Ja, und was möchtest du jetzt machen, was für ein Impuls hast
du denn, was möchtest du mit dem Zacharias machen?
Kl. Einen in die Fresse hauen...
Th. Ja, dann tu es, hau ihm in die Fresse...
Kl. Das hat er auch nicht verdient, ich möchte ihn noch nicht mal mehr
anfassen
Th. Noch nicht mal anfassen möchtest du ihn?
Kl. Nein, ich spucke ihn an...das Ekelpaket...und jetzt macht er meiner Schwester
vor...dass er sie liebt
und ich habe meine Schwester gewarnt und da hat
sie gemeint, ich
ich sei...
Th. Du seiest was, sprich es ruhig aus? Dass du noch scharf auf ihn bist?
Kl. Ja, und dabei kann sie gar nicht wissen, dass ich ihn gar nicht leiden kann...
Th. Weiss sie das, hast du ihr mal gesagt, dass er dich angemacht hat, als sie
weg war und dass er mit dir schlafen wollte?
Kl. Ja, das wollte sie aber nicht glauben...
Th. Dann sag es ihr jetzt mal...
Kl. Sie hat gesagt ich hätte ihn provoziert, ich hätte ihn verführt...Ich
hatte nie den Zacharias irgendwie verführen wollen oder so, ich war heilfroh,
wenn ihr weg wart, ich konnte ihn, nachdem was passiert war, gar nicht mehr
sehen, du bist meine Schwester und es ist nun mal so, dass wir verwandt sind,
aber ich muss ihn nicht in meiner Nähe haben...
Th. Was macht das mit dir, einmal will er dich hei-raten, dann überraschst
du ihn mit deiner Schwe-ster, dann wohnt ihr zusammen, dann will er mit dir
vögeln und dann glaubt dir deine Schwester nicht? Ich will die Kl. in ihre
Wut bringen. Sie ist zwar in ihrem Schmerz und Schmerz heisst immer Energie
in hoher Spannung, sie ist aber auch noch in ihrer Reflektion und damit noch
abhängig von ihrem Intellekt. Dieses Verhalten deutet aber auch darauf
hin, dass die Verletzung so gross war, dass sie da nicht mehr hinein will. Dies
ist aber notwendig, um eine neue neuronale Ordnung stattfinden zu lassen.
Kl. Das ist, das ist so Scheisse...Ich mache da gar nichts, ich vertrau ihnen,
und dann werde ich so hintergangen. Unterstützung von meinen Eltern kriege
ich auch nicht..ich fühle mich allein gelas-sen...alles wird verdeckt und
verdrängt
Th. Verdrängt und verdeckt, meinst du damit, dass sie scheinheilig sind,
oder was?
Kl. Ja, sie haben es so dargestellt, als ob ich nie mit dem Zacharias zusammen
war und er ist so total gut in der Familie angekommen und meine Schwester tut
auch so, als ob nichts gewesen wäre und das ist eine pure Lüge alles...
Th. Kary, was möchtest du machen, wo die dich alle so angelogen haben und
dein Vertrauen so missbraucht haben, was möchtest du machen?
Kl. Ich will ihnen einfach sagen, dass sie Lügner sind und das sie mir
gegenüber ehrlich eingestehen sollen...
Th. Dann mache es, hol sie mal alle her und sag ihnen, das alles mal!
Kl. Sie sollen mir einfach ehrlich gegenüber sein und es sagen...es ist
doch kein Problem wenn sie sich verliebt haben, aber mich so zu verarschen...er
sagt, er will mich heiraten und geht und knutscht mit meiner Schwester....
Th. Macht dich das nicht wütend?
Kl. Das macht mich wütend...
Th. Und wo ist deine Wut, Kary?
Kl. Ich habe keine Kraft mehr, ich bin so mü-de..weint
Th. Wo ist denn deine Kraft geblieben, wo ist die denn hin? Wo ist deine Wut?
Wenn so was mit dir passiert ist, dass du alles schluckst und nur mit denen
reden willst? Wo ist denn deine Wut?
Kl. Ich weiss nicht!
Th. Woher kannst du denn Kraft herbekommen ...Kary und wo ist jetzt deine Wut?...
Kl. weint, schluchzt...
Kl. Ich will nicht mehr...
Th. Willst du da drin bleiben, in diesem: "ich will nicht mehr und ich
kann nicht mehr?" Jetzt geh ich in die direkte Provokation, zwar auch über
den Verstand, dies macht in ihrer jetzigen Lage aber ihre Situation deutlich.
In so einer Situation kann der Th. auch mal "sachlich" agieren
wichtig ist nur, dass sich die Klientin an dieser Stelle mit einem "funktionierenden
kreativen Anteil" verbindet.
Kl. Weint laut...nein....
Th. Immer schlucken, immer ruhig sein? Immer mit dieser Lüge weiter leben
und die anderen weiter lügen lassen? Willst du dein ganzes Leben da im
Schatten verbringen?
Kl. weint...nein...ich will, dass mich jemand in den Arm hält und lieb
hat...
Th. Guck mal, Kary, guck erst mal wo deine Wut ist? Möchtest du da nicht
erst mal gucken?
Kl. Ich habe sie nicht mehr...ich...verschluckt sich beim Weinen...
Th. Guck mal, da ist jemand der dir helfen kann...Löwengebrüll wird
leise eingespielt...Kl. weint laut... An dieser Stelle schicke ich ihr den Löwen,
der für Mut und Kraft steht. Der Löwe gehört zu der klassischen
Figur der Innenweltinstanzen. Er ist ein Energieanteil, der auch für Aggression
steht. Impulse von Aussen geben dem Kl. Sicherheit Handlungen vorzunehmen, weil
er sich nicht alleingelassen fühlt. Allerdings wird er einen Impuls nur
aufgreifen, wenn er sich mit der Handlung identifizieren kann. C.G. Jung beschreibt
die archetypischen Symbole als autonome Innenweltinstanzen, die energetisch
aktiv helfen, die innere Klärungsarbeit durchzuführen.
Th. Willst du mal mit deinem Löwen sprechen? Dein Löwe ist deine Kraft,
dein Mut, deine Wut! Der kann dir helfen, oder hast du noch jemand, der dir
helfen kann?
Kl. Die Nata...Die Kl. ist sehr berührt und weint. Oberste Prämisse
ist: der Therapeut ist nur Beglei-ter. So sind auch seine Impulse von Aussen
nur als Anregung zu verstehen. Der Klient wird einen Impuls nur aufgreifen,
wenn er sich mit der Handlung identifizieren kann. Hieran wird deutlich, dass
der Kl. immer führt und damit die höhere Kompetenz besitzt. Aufgabe
des Th. ist es, dies zu erkennen und begleitend umzusetzen. Der Therapeut muss
nichts erreichen; er kann dem Kl. ruhig auf verschlungene Wege, die zunächst
seinem intellektuellem Verständnis entgleiten, folgen. Es geht nicht nach
Vorstellungswirklichkeit des Therapeuten. Er soll den Kl. nur schieben
nicht in eine bestimmte Richtung ziehen! Offensichtlich ist hier der Löwe
nicht das richtige "Medium", denn die Kl. kommt jetzt über die
Person Nata in ihre Rührung und ins Weinen!
Th. Hol die Nata her, hol mal die Nata her...frag sie mal, was sie tun würde,
wenn sie in dieser Situation wäre.
Kl. Und was würdest du tun?...weinend, kraft-los...Nata, wenn du das so
erlebt hät-test?....schluchzt..:".ich hätte die beiden mit dem
Arsch nicht mehr angeguckt....und der Familie hätte ich es auch gesagt,
damit sie es wissen mit wem sie es zu tun haben...und den Eltern hätte
ich auch gesagt: "so, seid glücklich mit eurem Schwiegersohn...und
eurer Tochter...und lasst mich in Ruhe...!"
Th. Ja, dann guck mal, möchtest du das mal ma-chen, was Nata sagt? Geh
mal hin, zum Zacharias und zur Karla, und behandele sie mal so, und sag ihnen:
"ich guck euch mit dem Arsch nicht mehr an!"...
Kl. Ich guck euch mit dem Arsch nicht mehr an, ihr seid für mich einfach
ein: Nichts!!!...Die Kl. ist stark erregt und schreit diese Sätze ihren
inneren Bildern entgegen.
Th. Ihr seid für mich gestorben...
Kl. Ihr seid für mich gestorben...ihr könnt machen was ihr wollt,
aber lasst mich einfach in Ruhe...
Th. Ja, und sag mal deinen Eltern was da abgelau-fen ist, mit deiner Schwester
und deinem Freund, richtig und ehrlich, jetzt!!!...
Kl. Nun schreit die Kl. ungehemmt. Schreien ist auch ein Ausdruck energetischer
Entladung. Die Klientin ist aus ihrer Identifikation herausgetreten und es findet
Spannungsausgleich statt. Darum geht es, welcher Weg dorthin führt, ist
egal. "Die beiden haben mich betrogen, beide...ich habe dem Zacharias über
Karla erzählt, dass ich mir Sorgen über sie mache und er hat sich
da eingeschleimt, jetzt hat er mich ausgelacht...und jetzt sind die beide zusammen,
und das, ist...diese Lüge...wie sie mich belogen haben, und verlangt nicht
von mir, dass ich einen auf Familie mache, aus Höflichkeit, ich will nicht
am gleichem Tisch mit denen sitzen!!!"...
Th. Genau, mach ganz deutlich was du willst!
Und guck mal, wie die reagieren?
Kl. Meine Mutter sagt, das ist deine Schwester, das ist deine einzige Schwester
und was zwischen euch so abläuft, will ich nicht wissen, ich möchte,
dass ihr in meinem Haus beide da seid...
Th. Aha, und was möchtest du?
Kl. Ich möchte nicht zur gleichen Zeit da sein...das möchte ich nicht,
das ist gelogen! Ich besuche dich wenn Karla nicht da ist... sehr aufgeregt...
Th. Versteht sie das?
Kl. Nein, die will das nicht annehmen...
Th. Nein? Dann mach doch mal was, lass deine Mutter doch mal in deine Haut schlüpfen,
lass sie mal aus deinen Augen schauen und lass sie mal spüren was du gespürt
hast. Dass der Mann, der ihr die Ehe versprochen hat, plötzlich einfach
ihre Schwester küsst, lass sie das mal spüren, tauscht mal die Rollen,
lass sie mal da durch gehen, durch diesen Schmerz...ganz im Zeitraffer, das
geht ganz schnell...
Kl. Die will das nicht, die will genau wie ich nichts mehr wissen...und die
setzt das durch, die setzt das durch...
Th. Dann setz du deins jetzt mal durch, Kary, wie könntest du das durchsetzten?
Was könntest du denn machen?
Kl. Lasst mich einfach in Ruhe, und wenn ich alleine mit Karla reden will, dann
mache ich das...ich will nicht mehr gezwungen werden, dir zu Liebe...ich habe
dich lieb, aber lass mich mal...meine Sachen so machen wie ich es fühle...sehr
erschöpft und müde...
Th. Wie reagiert deine Mama darauf?
Kl. Ich will Harmonie, sagt sie. Ich sage, Mama, da ist keine Harmonie, da ist
keine Harmonie, da ist keine freie Liebe...da ist keine Harmonie und versteh
das doch...
..mein Papa sagt zu mir, er nimmt mich bei den Schultern und sagt, du
kommst nur dann, wenn du meinst, dass du kommen willst...
Th. Aha, der versteht dich?
Kl. Der versteht mich...
Th. Was macht das mit dir, Kary, wenn dich dein Papa versteht?
Kl. Das gibt mir so viel Kraft...erleichtert...
Th. Ja, sag es ihm mal!
Kl. Danke Papa, du gibst mir so viel Kraft!
Th. Spür das mal, diese Kraft!
Kl. Ich fühle mich sicher... dass ich auch das ma-chen kann, was ich will...was
ich fühle...ich bin da angenommen, egal wie...
Th. Ja, fühl das mal!.....Wie reagiert denn deine Mutter darauf, wenn sie
sieht, dass du von deinem Papa die Kraft kriegst?
Kl. Die will alles unter einem Hut stecken...
Th. Aber du hast die Kraft von deinem Papa, was machst du jetzt damit, Kary?
Kl. Ich sage ihr, Mama, ...ich komme wenn und wann ich will...
Th. Dann tu es doch mal! Sprichst du nur da drüber oder tust du es auch,
Kary?
Kl. Entschlossen...ich komme nicht mehr...atmet tief ein und aus...
Th. Und jetzt mache es und gehe raus, gehe raus und lass sie da stehen...und
gehe nach Hause und lebe dein Leben und guck mal was passiert?
Kl. Die ist ironisch...
Th. Die nimmt dich nicht ernst?
Kl. Nein.
Th. Was könntest du denn machen, das zieht sich durch die ganze Sitzung,
dass du nicht ernst ge-nommen wirst, was könntest du machen, Kary, das
die dich ernst nehmen? Die haben das Gelüge von Zacharias ernst genommen,
das Gelüge von Karla ernst genommen, ihr eigenes Beschummeln dir gegenüber
nehmen sie ernst, nur dich nicht...Was macht das mit dir Kary?
Kl. Das macht mich unsicher...mein Papa nimmt mich wahr...
Th. Der nimmt dich wahr...dann soll er dir helfen und dafür sorgen, das
die anderen dich auch wahr nehmen... frag ihn, ob er das für dich tun will?
Kl. Willst du mir dabei helfen, dass meine Mama und Karla mich auch wahrnehmen?...Ja...
Th. Ja? Dann soll er mal mit ihnen sprechen und ihnen mal jetzt sagen, was Sache
ist...
Kl. Ja, ich stehe dabei und er sagt, Kary lebt ihr eigenes Leben
ja, und
meine Mama... über-rascht...dreht sich einfach um...
Th. Ja, guck dir das mal an, die haut ab! Die hat zuzuhören, die kann doch
nicht einfach weg gehen, oder doch?
Kl. Ne, eigentlich nicht...
Th. Dann verschaff du dir mal Respekt!
Kl...atmet tief ein und aus...
Th. Was könntest du denn machen, wie könntest du dir Respekt verschaffen?
Kl. Einfach tun...
Th. Aha, dann tu es, Kary!
Kl. Einfach tun...
Th. O.K., dann tu es mal, mach es jetzt mal, gehe raus, erkläre dich nicht...und
guck mal wie sich das anfühlt? Mach mal dieses "leckt mich am Arsch,
ihr seid für mich gestorben"... zeig es mal - nicht mit Worten
in Taten...lass sie mal da stehen...lass sie alle stehen, deine Mutter, Karla,
Zacharias... Prozessmusik wird eingespielt
Kl. Es ist mir auch egal wie die reagieren...ich gehe weg und... Nata steht
vor mir... und sagt, gib mir die Hand... und...sagt: gut gemacht...und wir laufen...weg
von denen... auf den Berg hoch und mein Löwe rennt hinter mir her und kommt
an meine rechte Seite...der läuft da...ganz... ganz glücklich...Ganz
automatisch fügt sich die Szene in ihre höhere Ordndung. Der Löwe
ist da, wo er "hingehört": auf der rechten, männlichen Seite,
wo die Kraft und die Handlungsfähigkeit steckt. Die Kl. geht ihren Weg.
Ist der erste Schritt gemacht, passiert alles andere autonom.
Th. Du hast was gemacht, du hast was entschie-den? Merkst du, was geschieht?
Kl. Ja...mit Erleichterung und lautem Seufzer...ich bin... so den Berg hoch...ich
habe mich nicht mehr umgedreht...ich bin einfach nur nach vorne gelau-fen...
Th. Nach vorne blicken ist wichtig, nicht, was hinter einem hinter liegt...
spür das mal, renn mal nach vorne, spür mal, wie das ist, diese Befreiung...renn
mal nach vorne und guck dich nicht um, nimm deinen Löwen mit...und die
Nata und gehe dein Weg... und spür mal wie es dir dabei geht... Kl. Ja,...atmet
tief ein und aus... Spür mal wie sich das anfühlt... und wer da alles
plötzlich auftaucht, dein Löwe, ganz von allein...alles ist da...
Kl. Ja, der freut sich, der fühlt sich wieder frei? Und Mira ist da...die
schmeisst Blumen hoch...
Blumen sind Symbole für die Gefühle.
Th. Wie fühlst du dich dabei, wie geht es dir, Kary?
Kl. Super...ganz toll...mit freudiger Stimme, ruhig... ich sehe jetzt dieses
Schloss...und sitze auf dem Stuhl, ganz ruhig...mein Löwe sitzt zu meinen
Füssen... und Mira ist bei mir .und es ist so schön und ich gucke
so geradeaus...
Th. Schloss? Ist es dein Schloss? Bist so etwas wie eine Königin?
Kl. Ja!
Th. Ist das so was, wie ein Triumph, den du da geniesst?
Kl. Ja, das ist sehr schön... ich fühl mich stark...Musik wird eingespielt,
um dieses Gefühl zu ankern! Das ist eine wichtige Phase, neuronale Kippung
hat stattgefunden. Ich lasse der Kl. genü-gend Zeit.
Th. Dann gehe doch mal, mit diesem Gefühl auf diese Insel wo die Mira hingesegelt
ist und guck mal wie die Situation jetzt ist...du besuchst sie, bedrängt
sie dich wieder alles zu erzählen, oder...guck mal wie das jetzt ist? Jetzt
verbinde ich alle "inneren Gestalten" auf den verschiedenen Ebenen
wieder miteinander. So kann ich den Veränderungsprozess überprüfen
und evtl. Vereinbarungen für die nächste Sitzung treffen.
Kl. Sie ist zufrieden mit dem, was ich ihr sage... Das ist schön, wenn
dir die Antwort reicht, die ich dir gebe...weil ich dann frei sprechen kann...Ohne
unter Druck zu sein...und mir macht es viel mehr Spaß zu reden...und wir
halten uns in der Hand...und wir sind wie ein Herz... wie als ob wir mitten
in einem Herz stehen...ein weisses Herz...und das ist schön da... Das Herz
ist der Lebensmotor des Menschen. So wurde es auch zum Symbol der Liebe, das
heisst, zur Gefühlsfähigkeit. Wo die Psyche tatsächlich ihren
Sitz im Menschen hat, ist nach wie vor unbekannt. Nach heutiger wissenschaftlicher
Auffassung wird das, was wir mangels besserer Kenntnis nach wie vor als die
menschliche Seele bezeichnen müs-sen, räumlich im Bereich des Gehirns
vorgestellt. Für die mittelalterliche Alchemie war das Herz ein Teilbereich
des sogenannten Vegetativen Nerven-systems, dessen Fehlfunktionen bei psychogenen
(seelisch verursachten) Krankheiten umstritten ist. Hier ist dieses Herz weiss!
Weiss enthält alle Spek-tralfabren in sich, ohne Unterscheidung. In unserem
Kulturbereich gilt es als die Farbe der Unschuld und der Reinheit. Im Osten
dagegen ist Weiss die Farbe der Trauer und des Todes. Weiss kann so ebenfalls
der Hinweis auf ein Nichtbewusstsein sein, wie es vor Beginn oder nach Ende
des Bewusstseinslebens der Psyche gegeben ist. In jedem Fall ist es ein Hinweis
auf einen Neubeginn!
Th. Dann geniess das mal, in diesem Herzen zu sein...Musik wird eingespielt..
Kl. Es ist so schön...und auch mein Löwe ist da-bei...und wir drei
spielen...Mira, der Löwe und ich...der macht sein Maul ganz weit auf und
zeigt wie laut er ist, aber er ist ganz lieb...es ist so schön...Ich gehe
die einfach in das Schloss rein...
Th. Dann gehe mal in dein Schloss und guck mal wer da alles da ist und auf dich
wartet? Da ist ein Fest für dich, wer ist denn alles da?
Kl. Alle sind da. Da ist die Mira, da ist mein Löwe, die Nata, die Frauen,
und die vielen Mäd-chen...weint berührt..und...mein Papa, meine Ma-ma,...und
die großen Mädchen...Musik wird einge-spielt ...es sind alle da...und
ich renne die Trep-pen...und ich freue mich da zu sein...und die Türen
sind ganz weit auf...Mir fällt auf, das ihre Schwester und ihr Freund nicht
mit dabei sind. Das kann darauf hindeuten, dass hier noch Handlungsbedarf besteht.
Dies wird sich dann in einer der nächsten Sitzungen zeigen. Selbstorganisation
hat stattgefunden, neuronale Neuordnung ist passiert, s. das Schlussbild der
Kl. mit den Türen!
Th. Die Türen sind alle weit auf? Türen sind Bilder des Zuganges.
Sie zeigen den Zugang zu einem bestimmten Problem. Hier sind die Türen
weit ge-öffnet. Die Kl. hat ihr Problem von allen Seiten be-trachtet und
Zugang zur Lösung gefunden. Neuro-nale Kippung hat stattgefunden. Symmetriebre-chung
ist passiert!
Kl. Ja, alles ist schön...offen...und hell...und die alle freuen sich...alle
wir freuen uns...Es sind alle die ich gerne dabei haben möchte...die ich
lieb habe...die mich lieb haben...
Th. Ja, dann geniess das jetzt mal
. Musik wird eingespielt
..S.
Musik und Ankerung!
*) Anmerkung des Autors: Wenn ich im Verlauf der Ausführungen von "der Klientin" spreche, handelt es sich um Erfahrungswerte der Person innerhalb des Therapieverlaufs. Wenn ich von "dem Klienten" spreche, sind das Erfahrungswerte, die allgemein gültig sind.
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