Selbstheilung mit Synergetik Therapie

Heiligkeit und Sinnlichkeit

Die Klientin (50 Jahre) ist Lehrerin. Sie möchte den Schuldienst verlassen und sich als Therapeutin selbständig machen. Dabei hat sie das Gefühl, nicht richtig in ihre eigene Kraft zu kommen.

In dieser Session geht es um das Thema „mit Leichtigkeit ins Leben zu gehen“. Es gibt aber noch einen Anteil von Schwere in ihr, der dies verhindert. Im Laufe der Sitzung wird folgendes Muster sehr deutlich: Die Schwere ensteht aus dem Unvermögen der Klientin, authentisch und ehrlich die Frau zu sein, die sie wirklich ist: Sinnlich, erotisch, kraftvoll. Anstatt sich ehrlich auszudrücken, versucht sie immer wieder, in ihrer Umgebung zu harmonisieren.

Dieses Verhalten ist an ihre Beziehung zu Vater und Mutter gekoppelt. Sie hatte immer versucht die Spannung zwischen den beiden auszugleichen, weil sie die kranke Mutter vor dem aggressiven Vater zu schützen versuchte. Weiterhin daran gekoppelt ist die Angst, einen geliebten Menschen zu verlieren - die Mutter starb an Leukämie, als die Klientin 16 Jahre alt war. In der Situation damals wurde nie ehrlich über die bevorstehende Trennung gesprochen. In der Sitzung holt die Klientin das nach. Sie kann sich endlich richtig von der Mutter verabschieden. Außerdem fordert sie die Mutter ein, sich selbst gegen den Vater durchzusetzen, anstatt sie als Schutzschild zu benutzen. Ein weiterer wichtiger Schritt, der in dieser Sitzung von der Klientin vollzogen wird, ist die eigene Auseinandersetzung mit der Aggression des Vaters - sich einerseits dagegen abzugrenzen, andererseits aber auch wahrzunehmen, daß der Vater einen Anteil von authentischem Ausdruck verkörpert, den sie bei sich selbst vermißt.

Das Ergebnis der Sitzung sieht so aus, daß das Gefühl der Schwere sich auflöst und die Klientin ihre eigene Weiblichkeit und Sinnlichkeit wahrnehmen und annehmen kann. Diese Sinnlichkeit ist an ihre Kraft gekoppelt. Von der inneren Mutter ins Leben begleitet, wird sie nun versuchen, ihre Selbständigkeit und ihre eigenen Visionen im Außen zu verwirklichen.

Die Klientin wird über die Tiefenentspannung zu einem Kristall geführt. Plötzlich befindet sie sich im Inneren des Kristalls, der jetzt ihr eigenes Inneres wiederspiegelt.

Kl:
Das ist ein richtig schöner, runder Raum - wie ein Spiegelraum. Dieser Kristall ist geschliffen - also besteht aus lauter kleinen Facetten. Das ist wie lauter kleine Spiegel. Es ist rund und hell und klar. Ja, das ist sehr schön.

Th: Wie ist deine Stimmung in dem Kristall? Wie geht es dir? Was nimmst du wahr? Und sag es dem Kristall direkt.

Kl: Also, Kristall, ich fühle mich sicher in dir und sehr weit und klar.

Th: Und spüre auch, daß du das auch zugleich über dich selbst sagst. Da der Kristall dein eigenes Inneres spiegelt, ist in ihm auch alles von dir, alle Erlebnisse alle Erfahrungen. Du könntest ihn bitten, dir Bilder zu zeigen, wie du auf deinem Weg jetzt weitergehen sollst.

Kl: Das ist ja witzig: Also die einzelnen Facetten vergrößern sich jetzt wie so ein Videoschirm. Das sieht jetzt fast so aus wie ein Filmstudio von innen, wie ein Regieraum.

Kl: Mit all deinen Filmen, mit all den Szenen aus deinem Leben?

Kl: (lacht) Ja. Es ist alles da. ... Oh, jetzt wird es schön - mein Lieblingsort, die Pyramiden von G. erscheinen. Ah, das ist ja wunderbar. Ah, die warmen Töne, und die Wüste und dieses gelb - traumhaft.

Th: Steig doch mal ein in diesen Film.

Kl: Ja, jetzt sehe ich die Keops-Pyramide. Und ich sehe hinten einen großen Eingang, das ist ein großer, runder Bogen und daraus leuchtet mir ganz warmes Licht entgegen. - sie läßt sich von dem Licht anziehen. - Ja, ich bin jetzt unten drin. Die Pyramide ist leer und ganz spitz - nicht so, wie das wirklich ist - beinahe wie ein Dom und dann gibt es eine Lichtquelle oben. Da ist sie offen und da scheint die Sonne rein. ... Jetzt zieht es mich da unter diese Lichtquelle. Ich setz mich da hin, so in den Lotussitz und lasse mich einfach von dem Licht bescheinen, meditiere ein bisschen. Jetzt scheinen da auch noch Engel rumzuflattern. Hallo, das ist ja schön, daß ihr da seid. Jetzt kreisen sie in Spiralen da oben so langsam runter. - Plötzlich meint die Klientin ganz überrascht: Ha, jetzt rütteln, die an mir rum, wollen mich umkippen - das ist ja wohl was! - lacht - Also, das müßte euch eigentlich doch recht sein, daß ich hier sitze in meiner schönen Meditationshaltung, so heilig - wieso rüttelt ihr an mir rum?

Th: Horch mal hin, was sie sagen.

Kl: Ich bräuchte da gar nicht so heilig rumsitzen, ich sollte mal schön ins Leben reingehen. - Klientin lacht - Ich bräuchte da nicht zu sitzen, ich hätte doch alles in mir. Wozu ich immerzu dieses Licht da auftanken wollte - es wäre schon alles da.- Die Klientin erwiedert: Aber ich möchte euch schon sagen, dieses Sitzen hat schon was, das ist eine ganz tolle Energie hier in der Pyramide und ich fühle mich dann so völlig eingebunden in Himmel und Erde.

Th: Sowas wie „verbunden“?

Kl: Ja. - Sie sagen: Du bist verbunden genug.

Th: Also, sie meinen, für dich steht es jetzt mehr an, ins Leben zu gehen?

Kl: Ja. Und um Leichtigkeit und Humor, darum geht es auch. Das Licht ist in mir.

Th: Dann laß dich doch mal an die Hand nehmen und zeigen, wie das geht - „ins Leben zu gehen“.

Kl: Das ist ja toll, wir fliegen da jetzt oben aus der Öffnung raus. - Klientin lacht wieder. - Das ist auch schon ganz lustig, mit diesen Engeln da rumzufliegen. Die machen auch so ein bisschen Sperenzchen mit mir, mal höher, mal tiefer und dann wieder Loopings. - sie landet in S., einem anderen eingeweihten Ort. - Ja, ihr wolltet mir doch zeigen, wie ich diese Qualitäten Humor und Leichtigkeit ins Leben bringen soll. Also, der Engel meint, das ginge hier ganz besonders gut. Die Menschen sind hier leicht und lustig.

Th: Ja, dann misch dich doch mal unter’s Volk.

Kl: Ja, genau. Da sind so richtig kräftige, dralle Frauen, die scheinen jetzt zu mir zu kommen. Die sitzen im Kreis und plaudern. Also, ich finde das schön, ihr Frauen, daß ihr hier seid. Mein Thema ist Leichtigkeit und Humor und ins Leben gehen - zeigt mir doch mal, wie ich das von euch lernen kann. ... Ah, jetzt nehmen sie mich an die Hand und wir tanzen zusammen. Ich bin völlig da, das ist nicht gemacht. Ich spüre den Rythmus, der ergreift mich und ich bin drin. Ja, und das ist die Leichtigkeit, das spüre ich, da muß ich mich gar nicht anstrengen.

Th: Wo spürst du diesen Rythmus in deinem Körper?

Kl: Im Becken, da spüre ich ihn ganz stark. Und im ganzen Körper, in den Armen auch ganz stark. - Die Klientin fragt die Frauen, ob diese Leichtigkeit, die sie jetzt in ihrem Becken spürt auch etwas mit ihrer Sexualität zu tun hat. - Ja, sagen sie, das ist es doch. Das kannst du hier lernen. Schau, wie du dich bewegst - da ist alles da - leicht, erotisch, locker, sinnlich. ... So nehme ich mich auch wahr, ja. Das spürt sich toll an. Das ist die Frau, die ich bin.

Th: Geh mal hin, zu der Carmen, die da gerade tanzt und sag ihr das: „Du bist die Frau, die ich bin.“

Kl: Ja, Carmen, so wie ich dich da jetzt sehe, das bist du, so wie du wirklich bist. Einfach nur da sein, ohne wenn und aber.

Th: Sehnst du dich danach, daß sie mehr durch dich lebt? - Klientin bejaht. - Dann sag es ihr!

Kl: Ich sehne mich danach, daß du mehr in dieser Leichtigkeit bist und daß du auch Situationen bekommst, wo du so sein kannst. Einfach ganz leicht hineinfließen ins Geschehen. Ah!- Klientin seufzt. - Da ist eine Kraft drin und eine Energie drin - das fühlt sich toll an bei dir. Ja in dieser Energie bist du total stark und kannst jeden mitreißen, weil du total du selbst bist. Klientin atmet tief durch.

Th: Frag sie mal, was sie vielleicht noch hindert, ganz viel da zu sein in deinem Leben.

Kl: Ja, kannst du mir sagen, was es ist, daß ich nicht immer so präsent sein kann, wie ich dich jetzt erlebe - in dieser Kraft, in dieser Power, in dieser Leichtigkeit, in diesem Hineinfließen, in dieser Erotik? Zeig mir ein Bild oder sag mir was dazu. ... Spontan kommt: „Du bist noch nicht völlig frei mit dem Thema Schule.“ - Die Klientin möchte den Schuldienst quittieren und sich selbständig machen. Sie erwartet demnächst eine Entscheidung von der Amtsärztin. Die Therapeutin bittet sie jetzt, direkt zu dem Termin, den sie in Kürze bei dieser Amtsärztin hat, zu gehen. - Also, ich komm da rein und mir kommt eine Frau entgegen. Sie sagt, ah ja, Sie wollen aus dem Schuldienst raus. - Ich muß gar nicht meine Klage vorbringen. Es ist völlig klar. Ich muß gar nichts tun, um deutlich zu machen, ich kann nicht mehr in dieser Schule sein. - Da die Klientin diesem Bild nicht ganz traut, fragt sie die Ärztin, ob sie nochmal von Neuem auftauchen können. Die Ärztin antwortet: Ja selbstverständlich, das wird genauso wieder aussehen. - Die Klientin bemerkt: Und diese Ärztin ist ganz hell, eine ganz helle Person.

Th: Mach doch einen Test, ob das Bild wirklich so stimmig ist und tanze jetzt mal in diesem Amtsarzt-Zimmer. Schau mal, ob es geht.

Kl: - lacht laut - Ja, ich sehe mich schon tanzen. Und zwar tanze ich in diesem ägyptischen Rythmus. Ich tanze so vor ihr und sie fängt an, den Rythmus aufzunehmen. Ja, du bewegst dich ganz toll. Du bist ein bisschen üppig und jetzt kommt so eine ganz leichte Bewegung in die Hüfte und in die Arme - sieht gut aus, wie diese alten Frauen in Ägypten. Jetzt fängt sie an zu klatschen und ich auch. Das ist gut, toll! - lacht - Ja, sie tanzt jetzt in ihre Räumlichkeiten rein, durch die Tür durch und ich tanz da jetzt auch irgendwie raus. ... Und jetzt bin ich wieder in Ägypten bei den Frauen im Kreis. Ich möchte diese Frauen jetzt fragen, was ich tun kann, um für meine selbständige Tätigkeit Klienten anzuziehen. ... Sie sagen: Gemach, gemach, das wird schon. - Plötzlich taucht das Bild des Hauses auf, in dem die Klientin ihre Praxis eröffnen und ihre Visionen verwirklichen möchte. Sie nimmt das Haus aber mit dunklen und ungeklärten Energien wahr. - Ja, ihr Frauen, ich nehme dieses Haus so dunkel und ungeklärt wahr. Ich muß mich doch da jetzt nicht ins Dunkle begeben.

Th: Und es wäre vielleicht interessant nachzuschauen, was diese dunklen Energien ausdrücken. Was hat das mit dir zu tun?

Kl: Sie sagen: Die dunklen Energien sind Altlasten und ich habe sie ins Licht zu bringen. - Jetzt taucht der Vater der Hausbesitzerin auf, welcher der Klientin immer als sehr dunkel beschrieben wurde. - Jetzt wird es ganz dunkel um mich rum. Es macht mir keine Angst, aber ich spüre diese Dunkelheit. Ich sehe jetzt diesen Mann, wie er gebückt am Stock geht. Der sieht beinahe aus wie so ein Merlin, mit langem Bart. - sie soll ihn ansprechen - Das ist ganz schön, Sie wirken gar nicht mehr so dunkel, eher weise. - Er sagt, ich bin gar nicht so dunkel, wie meine Tochter das empfunden hat oder meint.

Th: Hol mal die Tochter auch mit dazu.

Kl: Die sagt, Vater, ich habe dich als sehr dunkel und depressiv wahrgenommen. Er sagt: Meine Tochter, das ist eine Wahrnehmung deiner selbst.

Th: Er sagt ihr damit, alles was du im Außen wahrnimmst, nimmst du über dich selbst wahr? - Klientin bejaht. - Das würde heißen, wenn du in diesem Haus etwas Dunkles wahrnimmst, muß dieses Dunkle in dir sein. Frag mal diesen Mann, ob das stimmt.

Kl: Ja, also Herr Müller, ich habe in diesem Haus auch sowas Schweres wahrgenommen. Und das was sie jetzt zu ihrer Tochter gesagt haben, gilt das auch für mich? Ist dieses Schwere auch in mir? - Er sagt „Ja“.

Th: Ja, du bist ja auch heute bei dem Thema, Leichtigkeit zu lernen. Und da scheint es in dir noch etwas Schweres, Dunkles zu geben, was diese Leichtigkeit verhindert.

Kl: Ja, genau. Wo ist dieses Schwere in mir? Was muß ich da noch auflösen? ... Jetzt kommen die Frauen aus Ägypten wieder. Ja, ihr Frauen, ich bin jetzt bereit, mir dieses Schwere, Dunkle anzuschauen. Zeigt es mir doch mal. Sie sagen: Sei wie du bist, sei fließend, fließe in alles hinein. Sei. Laß dich nicht hemmen. - Was hemmt mich? - Du dich selbst, du nimmst zuviel Rücksicht auf andere Menschen. - Die Klientin bittet die Frauen um ein konkretes Bild, bekommt aber nur erneut den Hinweis, sie solle sich klarer abgrenzen und ehrlicher sein. - Sie sagen nochmal, sei authentisch, sei wie du bist. - Die Klientin antwortet: Ja, ich bin da ganz dran, das zu lernen, aber was mir noch fehlt ist die Leichtigkeit, auch damit umgehen zu können, wenn Menschen sich dann von mir trennen. Da kommt dann so eine Schwere. - Was macht es mir denn so schwer, wenn Menschen sich von mir trennen und einen anderen Weg gehen? - Die Frauen antworten: Je ehrlicher du bist, desto mehr ziehst du die Menschen an - auch für deine Arbeit. - Wenn ich auch zu meinen Klienten ehrlicher bin, dann wenden sich zwar manche ab, aber andere kommen dafür. Ich soll nicht an Einzelnen festhalten. Und das gleiche gilt auch für Freunde. Ja, das ist das, was ich schon immer gemerkt habe - ich versuche immer zu harmonisieren. Auch wenn mir was gegen den Strich geht, dann begebe ich mich lieber runter auf das Niveau des anderen mit Verständnis und Harmonie und merke dann aber, daß mir die ganze Kraft flöten geht und mein Selbstwertgefühl sich mindert. Also, ich nehme mich selber zurück, um den anderen stark zu machen.

Th: Kennst du dieses „harmonisieren“ aus deinem Leben?

Kl: Ja, natürlich, zwischen Vater und Mutter.

Th: Ok., hol die beiden mit dazu. Stell dich mal zwischen die beiden und spüre, wie es sich anfühlt, zwischen diesen beiden Energien zu stehen.

Kl: Das ist das Gefühl, als müßte ich die Mutter vor der Wut meines Vaters beschützen und sie nimmt mich als Schutzschild.

Th: Und fühl mal, was dieses „Schutzschild sein“ mit deinem Körper macht. Kannst du da auch diese Schwere spüren?

Kl: Ja, das macht mich schwer, das ist wie eine Lähmung.

Th: Sag es ihnen.

Kl: Das macht mich schwer. Und ich habe auch das Gefühl, das was ich eigentlich sagen möchte, kann ich nicht sagen, weil ich muß ja harmonisieren.

Th: Du kannst nicht authentisch sein?

Kl: Genau! Und dieses Gefühl: Ich darf nicht in meinen eigenen Ausdruck, in meine eigene Wut gehen, weil meine Mutter das nicht verkraftet. Die ist ja krank. Ich muß mich immer zurücknehmen und sie schützen und lieb und brav sein. - Die Therapeutin fordert die Klientin auf, sich aufzusetzen, den Schlagstock in die Hand zu nehmen und auszudrücken, wie es ihr damit geht. Sie tut es und schlägt dabei kräftig auf den Boden: Sense, liebe Leute, jetzt ist Schluß damit, Schluß, Schluß, Schluß!!! Und es ist mir scheißegal, was ihr von mir denkt. Ich bin wie ich bin! Das ist schön, das gibt Kraft!!! Vorbei, vorbei, vorbei!!! - sie tritt aus dem Bannkreis der Eltern heraus.

Th: Ok., dann schau jetzt mal, wie es für dich ist, wenn dein Vater wütend auf deine Mutter ist.

Kl: - fängt an zu weinen. - Das macht mir große Mühe. Vater, ich habe Angst, daß du der Mutter was antun kannst mit deiner Aggressivität. Ich fühle mich so schwer, wenn du deine Aggressivität auf uns alle ablädtst. Ich hab Angst vor deiner Aggressivität. - sie schlägt und schreit ihn an: Ich will das nicht mehr, du Arsch! Ich bin jetzt wiederborstig und nicht mehr lieb. - schlägt lange und heftig und überschreit dabei den Vater. Das Bild des Vaters löst sich auf und Helligkeit erscheint. Auch die eine Hälfte der Schwere wird leichter, aber der andere Teil der Schwere, der mit der Mutter zusammenhängt ist noch deutlich spürbar. - Jetzt sehe ich den Vater als Zwerg. Da will ich auch nochmal draufhau’n.- schlägt - Zack, zack, zack! Ich stampf dich in den Boden. Dieses Scheiß harmonisieren. Scheiße!

Kl: Guck mal hin, dein Vater hat nicht harmonisiert, er hat seine Wut ausgedrückt. Vielleicht kannst du an der Stelle auch ein bisschen was von ihm lernen.

Kl: - überrascht: Ja, das stimmt.

Th: Sag’s ihm!

Kl: Hör mal, du kannst mir was abgeben von deiner Aggressivität. Ein bisschen wäre ganz gut. Damit ich endlich mal rauskomme mit meiner Identität und meiner männlichen Seite und Stärke und meinen Mund endlich mal aufmache. Schlägt dabei sehr energetisch auf den Boden und bekommt dabei plötzlich Herzschmerzen.

Th: Schau mal deine Mutter an, wie die reagiert, wenn du dich jetzt so ausdrückst.

Kl: Ja, Mutter, du willst dich auch nicht auseinandersetzen mit ihm. Du hast ihm auch nie Paroli geboten. - schlägt - Dann lern’ es jetzt und nehm mich nicht länger als Schutzschild. Du wirst es doch schaffen, dich gegen dieses schwache Männchen durchzusetzen. Steh auf, aus deinem Bett und tu was für mich, damit ich so sein kann, wie ich bin. - schlägt - Ich brauche den Schutz, damit ich mich entwickeln kann. Tu was für mich!

Th: Wie reagiert sie?

Kl: Ja, jetzt steht sie auf. ... Und jetzt scheint sie meinen Vater mal anzuschnauzen. Ja, und dann wieder dieses Ding, daß sie meint, körperlich nicht genügend Power zu haben.

Th: Kennst du dieses Gefühl auch?

Kl: Ja, allerdings. Das zieht sich durch mein ganzes Leben. - schlägt - Also, Mutter, dieses Gefühl hab ich von dir und das will ich jetzt nicht mehr. Ich fordere dich ein: Gib mir meine Kraft zurück. Ich hab die Schnauze voll, immer so eine kranke Mutter zu haben, verdammt nochmal. - schlägt - Schluß damit! - hört plötzlich auf zu schlagen und meint: Das tut mir am Herzen weh.

Th: Ja, sprich dein Herz mal an.

Kl: Herz, ich spüre dich. Eijeijei, jetzt geht es ans Eingemachte. Herz, was sagst du dazu? Ja, es ist natürlich schwer, auf eine Mutter draufzuschlagen, von der man eh nicht genug Liebe bekommen hat und dann das letzte bisschen Liebe im Grunde noch zu zerschlagen. Das ist fast nicht zu ertragen. Aber ich bin abgeschnitten von meinen Gefühlen. - sie erzählt ihrer Mutter von ihrem Herzschmerz. Daraufhin taucht eine Erinnerung auf. - Jetzt sehe ich dieses grauenvolle Bild, das ich zwei Jahre lang getragen habe, wie sie im Todeskampf im Bett liegt. Die Mutter der Klientin starb an Leukämie, als die Klientin 16 Jahre alt war.

Th: Geh mal hin zu deiner sterbender Mutter.

Kl: Mutter, ich wußte, du wirst sterben, aber ich wollte es nicht glauben, ich wollte es auch nicht sehen. Das ist diese Sprachlosigkeit. - Mutter, wie ist es dir denn damit gegangen? - mit weinerlicher Stimme: Sie sagt, es war schrecklich, es war kaum für sie zu ertragen, daß sie mich beim Vater zurücklassen mußte. Und da ist auch diese Sprachlosigkeit, daß sie nicht darüber reden konnte.

Th: Sie soll es jetzt tun.

Kl: Ja, Mutter, tu es jetzt. - Sie sagt, sie hätte mir gerne gesagt, daß sie spürt, daß sie gehen muß, aber sie konnte es nicht. ... Jetzt kommt die Trauer endlich. Mama, ich spüre auch das Unvermögen, dich als kranke Frau in den Arm zu nehmen und zu trösten. Ich dachte, wenn ich das tue, dann vermittle ich dir, daß ich spüre, daß ich dich bald verliere.

Th: Merkst du, das ist wieder das Thema Ehrlichkeit?

Kl: Ja, genau, die Ehrlichkeit zwischen uns beiden war nicht da. Ich habe auch so lange darunter gelitten. Das ist schrecklich, aber auf der anderen Seite tut es auch gut, daß ich da jetzt hingucken kann.

Th: Ja, jetzt guck mal richtig hin.

Kl: Ja, jetzt sehe ich mich, wie ich sie in den Arm nehme. Das ist schrecklich, daß ich es damals nicht getan habe. Ja Mutter, wir haben uns gegenseitig nicht richtig unterstützt. Du mich nicht und ich dich nicht. ... Jetzt nimmt es ab von der Dramatik. ... Mutter, ich möchte gerne, daß wir uns verzeihen. Wir konnten beide nicht und ich möchte, daß wir uns beide zugestehen, daß wir beide so waren, wie wir waren. Ja, ich nehme sie in den Arm und drücke sie. Ich spüre jetzt auch ihre Kraft. ... Jetzt lege ich sie ganz langsam zurück ins Bett und sie schließt die Augen um einzuschlafen, also um zu sterben. Und das fühlt sich jetzt gut an. Das war gut, Mutter, daß wir reden konnten und daß ich dich im Arm halten konnte und daß ich auch deine Kraft in der Umarmung spüren konnte und die Nähe. Sie ist auch ganz friedlich jetzt.

Th: Was ist bei dir jetzt da? Was ist mit deinem Herz, was ist mit der Schwere?

Kl: Da ist noch ein bisschen Druck da im Herz.

Th: Ja, dieser Druck soll sich mal umsetzen in ein Bild.

Kl: Ja, da kommt nochmal diese Krankenhaussituation - dieses eigentlich nicht Abschied nehmen können. Daß wir beide selbst im Sterben uns noch gegenseitig was vorspielen. Das ist wieder diese Unehrlichkeit.

Th: Ok., geh da nochmal hin in dies Szene. Und spüre nochmal, ob du dort auch wieder diese Schwere spürst.

Kl: Ja, ich sehe mich, wie ich versuche ihr vorzumachen, daß ich der festen Überzeugung bin, daß du in ein paar Tagen wieder ok. bist. Und du versuchst mir das auch mitzuteilen, gibst mir Aufträge, ich soll dir ein Nachthemd besorgen. Wozu? Mutter, du wolltest es selbst auch nicht wahrhaben, daß du stirbst. ... Mutter, ich weiß, daß du jetzt sterben wirst und daß ich Abschied nehmen muß. Ich weiß es. - fängt an zu weinen - Und das tut mir so weh, dich so im Schmerz gehen zu lassen. Auch daß ich nicht bei dir bleiben konnte, obwohl ich es gespürt habe. Ich bin stattdessen in die Schule gegangen. Aber ich will jetzt bei dir bleiben, solange bis du stirbst. Ich will nicht in die Schule gehen und mich ablenken. Ich hab dich sehr lieb, das weißt du ja auch und ich laß dich einfach gar nicht gerne gehen. Aber ich weiß ja, daß es nicht anders geht - du hast ja soviele Schmerzen gehabt - Herzschmerzen. Und ich möchte von dir wissen, ob du dich mit deinem Tod jetzt auch anfreunden kannst? - Ja, es bereitet ihr natürlich zusätzlich Schmerz, daß sie mich da jetzt dem Vater hinterlassen muß.

Th: Ja. Hol deinen Vater auch mit dazu.

Kl: - fängt an zu weinen - Er ist schon da. - weint - Papa, ich weiß, daß du es auch nicht fassen kannst und ich weiß auch, daß sie deine große Liebe ist.

Th: Erzähl ihm auch von der Angst deiner Mutter.

Kl: Ja, Papa, die Mama hat Angst, mich hier bei dir alleine zurück zu lassen. - Das weiß er. ... Ja, und er sagt jetzt, er ließe mich frei, meinen Weg zu gehen. Papa, das ist gut, daß du das jetzt sagst, damals hast du es nicht gemacht, da mußte ich ganz schön hart dafür kämpfen. Er sagt, es tut ihm leid. ... Er steht jetzt am Kopfende von meiner Mutter und ich habe sie so im Arm.... Mama, laß dich doch mal völlig fallen, jetzt. Du darfst jetzt sterben. Wir nehmen sie jetzt beide in den Arm. Das ist gut, da wird mein Vater gleich viel jünger. Jetzt kommt mein Bruder auch noch mit dazu.

Klientin weint

Th: Spür mal, ob es noch etwas wichtiges zu sagen gibt.

Kl: Ja, Mutter, nichts desto trotz muß ich dir noch sagen, ich hätte noch mehr Liebe von dir gebraucht. ... Gib sie mir jetzt, bevor du dich ganz verabschiedest und stirbst. ... Sie wendet sich mir zu und nimmt mich in den Arm. - Die Klientin weint - Jetzt nimmt sie meinen Bruder auch noch in den Arm und meinen Vater. Das ist gut. Also, wahrscheinlich habe ich die Harmonisierung auch von ihr, kommt mir jetzt gerade, weil sie auch immer harmonisiert hat. Ich sehe gerade ein konkretes Bild vor mir: Meine Cousine kam immer zu meiner Mutter, wenn sie Probleme hatte. Mama, ich will das gar nicht, daß die immer kommt. Sie nimmt dich mir weg. Und sie nimmt dir auch die letzte Kraft - diese Kraft brauchst du für mich. Schick sie weg. Schick sie weg. Du bist meine Mutter und sie hat auch eine Mutter. Soll sie doch zu der gehen. Ja, jetzt sagt meine Mutter zu meiner Cousine, sie müßte jetzt gehen, weil sie muß jetzt zu ihrem Kind. Das bräuchte sie. ... Mama deswegen warst du sehr beliebt, aber das hat dich auch sehr viel Kraft gekostet.

Th: Wie sieht deine Mutter jetzt aus?

Kl: Ich sehe sie jetzt im Alter von 40 Jahren, da gibt es ein Foto, da sieht sie toll aus, im Trenchcoatmantel. Mama, du bist eine sehr schöne Frau, sehr attraktiv, siehst gut aus. Sie antwortet: Du auch, meine Tochter, du auch. Ja, Mama, was hast du damit gemacht? Wie hast du dich gelebt? Das weiß ich alles gar nicht. So, wie ich dich jetzt sehe, kenne ich dich gar nicht - in dieser Jugendlichkeit, in dieser Kraft.

Th: Frag sie doch mal, ob sie dich mit dieser Kraft, die du jetzt bei ihr spürst ins Leben begleiten kann.

Kl: Au ja. Begleite mich jetzt mal, auf meinem Weg ins Leben. Begleite mich mal dabei, authentisch zu sein, leicht, in meiner Kraft und in meiner Freude - in meinem so sein, wie ich bin. ... Ich sehe jetzt auch eine sehr starke Erotik bei meiner Mutter. ... Ah, das ist ja spannend. Sie erzählt mir jetzt: Ihre Erotik hat sie gelebt, da war sie noch jünger. Mit vierzig hörte es dann langsam auf, weil sie da krank wurde. ... Jetzt habe ich auch eine Erklärung dafür, warum diese Kraftlosigkeit bei mir auch so einsetzte in diesem Alter. Mit vierzig machte sich diese Schwere bei mir so breit und das Gefühl, meine Kraft verläßt mich.

Th: Wie reagiert deine Mutter, was sagt sie oder wie sieht sie aus? Schau sie mal an.

Kl: Sie macht einen kraftvollen Eindruck, aber ich merke, Mama, daß du mir gar nicht helfen kannst, weil du verlierst ja jetzt langsam deine Kraft.

Th: Das würde aber heißen, wenn deine innere Mutter nicht in ihrer vollen Kraft ist, daß auch ein Teil in dir noch nicht erlöst ist, noch nicht in der Kraft ist.

Kl: Ja, Mutter, warum bist du noch nicht voll in deiner Kraft, was ist es, was da noch nicht voll erlöst ist in dir? - Sie sagt, ich will sie nicht in ihrer Kraft sehen. - Na gut, ich versuche dich jetzt mal in deiner vollen Kraft zu sehen. - Ah, jetzt ist sie recht vital ...

Th: Und wie ist es jetzt für dich, sie in ihrer vollen Kraft zu sehen?

Kl: Ja, das ist ganz schön ungewohnt. Sie steht jetzt da auch ziemlich weiblich und sehr aufreizend da. Sie fängt auch an, sich so zu bewegen. Und hat jetzt eine ganz tolle Figur und wiegt sich in ihren Hüften, hat auch einen schönen Busen. Eijeijei, ganz schön aufreizend. Das ist gar nicht so einfach für mich, ich merke, das möchte ich auch sein. Also, Mutter, ich merke, das macht mich jetzt neidisch, wenn ich dich da so aufreizend sehe und so traumhaft schön. Du hast diesen riesengroßen Busen, den habe ich ja nicht. Den hast du mir nicht vererbt. - Sie sagt, den wolltest du ja auch nicht haben. Ich merke, das ist eigentlich das, was mich verunsichert.

Th: Ist es denn dieser Ausdruck von totaler Weiblichkeit, der dich verunsichert?

Kl: Ja. Und daß sie ihre Reize auch so zeigt, so offensichtlich zur Schau stellt. Der Rock ist jetzt auch sehr eng. Ah, ja, jetzt sehe ich plötzlich mein durchsichtiges Ballkleid - es wird Zeit, daß ich das anziehe.

Th: Heißt das, wenn du in deine Erotik, Weiblichkeit, Sinnlichkeit gehst, daß du dann auch in deine Kraft kommst?

Kl: Ja, das stimmt und davor habe ich Angst. Puh! Meine Mutter sagt: Ja, das ist es, das ist der Haken. Ich merkte eben gerade, daß Lust hochkommt. Und ich kann meine Mutter jetzt auch anschauen. Sie wirkt jetzt auch eher wie so eine mütterliche Freundin. Ja, ich habe das Gefühl, als wollte ich jetzt mit ihr verschmelzen. Es geht um das Wiedererwecken der Sinnlichkeit. Vielleicht habe ich bisher die Sinnlichkeit nur gespielt und gar nicht wirklich erlebt.- stöhnt leise - Das ist ja toll, jetzt fange ich an mit ihr zu tanzen und sie auch zu berühren, also auch die weibliche Sinnlichkeit, die Erotik bei der Frau zu erspüren. Ich fange an, sie auszuziehen. Das spürt sich toll an. - Erotische Musik wird eingespielt. Die Klientin räkelt sich und gibt lustvolle Töne von sich .- Ich merke jetzt, daß mir auch eine Frau Lust machen kann. Das ist total schön. - atmet tief durch.

Th: Hol mal die Engel vom Anfang der Session herbei. Schau mal, was die jetzt dazu sagen.

Kl: Ja, ihr lieben Engel, jetzt seid ihr gefragt. Ihr habt mich zuvor aus meiner Heiligkeit gestoßen. Jetzt seht mal, was daraus geworden ist. - Klientin lacht - Die flattern jetzt so da rum, durch die nackten Beine und die nackten Arme. Eijeijei, das ist ja eine heiße Kiste. Ahhhhh, das spürt sich dermaßen gut an!!!!!

Th: Ist noch Schwere da in deinem Körper?

Kl: Nein, nur Sinnlichkeit und Lust. Ja, Sinnlichkeit und Lust, ich lade euch jetzt ein in mein Leben. Ihr dürft euch jetzt kräftig austoben. Und ich lade Männer und Frauen ein, mit denen ich das leben kann.

Th: Schau nochmal die Engel an.

Kl: Die reihen sich jetzt auf in der Luft, flattern mit den Flügeln und nicken. Und sie vermitteln mir jetzt auch, daß das, was ich jetzt erlebe, erst der Kick ist in die wirkliche Heiligkeit. Ja, toll!

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